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# taz.de -- Virologe Osterhaus über die Schweinegrippe: "Es gibt noch keine Im…
> Der Virologe Albert Osterhaus hat das Vogelgrippevirus entdeckt. Nun
> warnt er vor dem neuen Virustyp aus Mexiko, glaubt aber an eine Chance,
> die globale Ausbreitung der Schweinegrippe einzudämmen.
Bild: Ein nachgezüchtetes Virus der Spanischen Grippe von 1918: Der neue Erreg…
taz: Herr Professor Osterhaus, wie groß ist das Risiko, dass von der
Schweinegrippe in Mexiko eine Pandemie ausgeht?
Albert Osterhaus: Über die Lage in Mexiko bin ich besorgt, aber ich glaube,
es gibt noch eine Chance, die globale Ausbreitung der Schweinegrippe
einzudämmen. Wir müssen jedoch alles unternehmen, was in unseren Kräften
steht. In Mexiko und den USA werden dazu bereits wichtige Schritte
unternommen, aber auch in Europa und den anderen Ländern müssen wir sehr
wachsam sein. Reisende, die aus Mexiko kommen, müssen beobachtet und im
Fall einer Infektion umgehend mit antiviralen Medikamenten behandelt
werden. Wenn dann alles so wie vorgesehen läuft, dann ist dieser Ausbruch
beherrschbar.
Was ist aus virologischer Sicht so gefährlich an dem Virus aus Mexiko, das
ja dem normalen H1N1-Virus der menschlichen Grippe sehr ähnlich ist?
Mit dem menschlichen Grippevirus hat das mexikanische Virus nicht viel
gemeinsam. Es handelt sich hier um ein neuartig zusammengesetztes Virus,
eine komplexe Mischung aus dem Virus der Schweinegrippe, der menschlichen
Grippe und einem noch unbekannten Virus. Wir wissen noch nicht, woher es
eigentlich kommt. Sicher ist nur, dass es nicht direkt von einer Art
abstammt.
Es besteht also ein grundlegender Unterschied zwischen dem mexikanischen
Grippevirus und dem einer normalen Grippe, die nach Schätzungen allein in
Deutschland für einige tausend Todesfälle im Jahr verantwortlich ist?
Hier haben wir es ganz sicher mit einem anderen Virus als dem der
jahreszeitlichen Grippe zu tun. Was wir erleben, ist die Entstehung eines
anderen Grippevirus. Es handelt sich hier um ein neuartig zusammengesetztes
Virus. Das macht es uns derzeit so schwer. Denn dieser Virus ist beim
Menschen bisher nicht aufgetaucht. Weil dieses Virus so anders ist, gibt es
in der Bevölkerung auch noch keine Immunität gegen das mexikanische Virus,
das macht es so gefährlich.
Gibt es zwischen diesem neuen Virus und der Vogelgrippe eine Verbindung?
Nein, es gibt keine direkte Verbindung zum Vogelgrippevirus H5N1.
Allerdings haben alle bekannten Varianten vom Virustyp Influenza A, um den
es sich hier handelt, gemein, dass sie ursprünglich von Vogelviren
abstammen.
Lässt sich die mexikanische Schweinegrippe medikamentös erfolgreich
behandeln?
Ja. Das Virus ist zwar gegen ältere Grippemedikamente resistent, modernere
antivirale Arzneien wie zum Beispiel Tamiflu und Relenza sind jedoch
wirksame Gegenmittel.
In einigen Medien werden Vergleiche mit historischen Grippepandemien wie
der Spanischen Grippe gezogen. Sind diese Befürchtungen berechtigt?
Es gibt Parallelen, aber auch Unterschiede. So wie bei der spanischen
Grippe handelt es sich auch in Mexiko um ein Influenza-A-Virus vom Typ
H1N1, aber es ist anders aufgebaut. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass
unter den Toten in Mexiko viele junge Menschen im Alter zwischen 20 und 40
Jahren zu sein scheinen, aber dazu gibt es noch keine belastbaren Zahlen.
Bei einer gewöhnlichen Grippewelle sterben vor allem alte und durch andere
Krankheiten bereits geschwächte Menschen. Andererseits scheint die
Mortalität in Mexiko, also die Zahl der Todesfälle im Vergleich zur Zahl
der Infizierten, relativ gering zu sein. Das spricht auch für einen
glimpflichen weiteren Verlauf.
Profitieren wir denn jetzt von den Vorbereitungen, die vor drei Jahren
durch den Ausbruch der Vogelgrippe ausgelöst wurden?
Absolut. Die Vogelgrippe hat einen Schub bei der Entwicklung von
antiviralen Medikamenten ausgelöst, der uns jetzt zugutekommt. Außerdem
tragen nun auch die internationalen Absprachen Früchte, die getroffen
wurden, um in den nächsten drei bis sechs Monaten einen Impfstoff zu
entwickeln. Dank dieser Erfahrungen gibt es nun auch Konzepte für
Impfstoffe mit Breitbandwirkung, die schon vor dem Ausbruch einer Pandemie
verabreicht werden können.
Mit welchem Gefühl blicken Sie jetzt in die Zukunft?
Ich teile die Besorgnis, die die Generaldirektorin der
Weltgesundheitsorganisation, Margaret Chan, geäußert hat. Jeder neue Subtyp
des menschlichen Grippevirus, gegen den es keine Immunität gibt und der
sich schnell verbreitet, ist eine ernst zu nehmende Bedrohung. Wir sollten
sie nicht unterschätzen.
28 Apr 2009
## AUTOREN
Tarik Ahmia
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