# taz.de -- Berliner Datenschutzbericht: Guter Blick für Datenklau | |
> Mehr und mehr Bürger wenden sich an den Datenschutzbeauftragten. Der | |
> warnt etwa vor unerwünschten Werbeanrufen und dubiosen Zeitschriftenabos. | |
Die Zahl der Bürger, die sich mit Hinweisen auf Datenschutzverstöße an die | |
zuständige Stelle wenden, hat deutlich zugenommen. Seit 2003 stiegen die | |
Eingaben um 58 Prozent auf 1.458, sagte Berlins Datenschutzbeauftragter | |
Alexander Dix am Mittwoch bei seiner Jahresbilanz. Die hohe öffentliche | |
Aufmerksamkeit für Datenschutzskandale wie etwa bei der Bahn, deren | |
Vorstandsvorsitzender Hartmut Mehdorn deswegen zurücktreten musste, würden | |
"zeigen, dass sich kein Unternehmen mehr leisten kann, Datenschutz auf die | |
leichte Schulter zu nehmen". | |
Eine besondere Plage sind derzeit Callcenter, die laut Dix "immer | |
aggressiver die Menschen anrufen" und sie dazu drängen, Telefonverträge | |
oder Zeitungsabos abzuschließen. Berlin sei eine "Hochburg von rechtswidrig | |
arbeitenden Callcentern". Solche Werbeanrufe sind eigentlich nur erlaubt, | |
wenn der Angerufene sich vorher damit einverstanden erklärt hat. Doch das | |
ist nur in einem "Promillesatz" der auf dem Markt gehandelten Daten der | |
Fall. Ein Täter schrieb etwa einfach Daten aus dem Telefonbuch ab und | |
verkaufte sie dann an Callcenter weiter. | |
Und dies sind nur ein paar der bekannt gewordenen illegalen Praktiken - Dix | |
geht allerdings von einer "erheblichen Dunkelziffer" aus, denn "natürlich | |
beschwert sich nicht jeder auch bei uns". Ein anderes Problem ist, dass | |
Verstöße gegen den Datenschutz nach Ansicht von Dix nicht konsequent genug | |
verfolgt werden. Ein Täter, der eine CD mit rund sechs Millionen | |
Adressdaten verkaufte, erhielt beispielsweise lediglich einen Strafbefehl | |
über 900 Euro. Dix: "Manchen Gerichten scheinen die Dimensionen des | |
Problems nicht klar zu sein." In einem anderen Fall erfuhr er: Gegen den | |
Täter liefen bereits so viele Strafverfahren, da sei es unwahrscheinlich, | |
dass die Staatsanwaltschaft sich nun auch noch um den Datenschutzverstoß | |
kümmere. | |
Dix erreichten auch viele Beschwerden von Bürgern, denen ein Verlag | |
plötzlich regelmäßig Geld für eine Fernsehzeitschrift vom Bankkonto | |
abbuchte. Der Hintergrund: Die Betroffenen hatten einen Pay-TV-Sender | |
abonniert, zu dessen Gesamtpaket auch eine Fernsehzeitschrift gehörte. | |
Nachdem die Kunden später den TV-Sender wieder abbestellten, lief nach | |
Ansicht der Unternehmen der Abo-Vertrag der Fernsehzeitschrift weiter. Der | |
Sender gab daher die Daten der Kunden, darunter auch die Bankverbindung, an | |
den Verlag weiter. Der Datenschutzbeauftragte beanstandete das Vorgehen - | |
mit Erfolg: Den TV-Sender und die Zeitschrift kann man jetzt nur noch | |
einzeln abonnieren. | |
30 Apr 2009 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Heiser | |
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