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# taz.de -- WESERKRAFTWERK: Neunauge, sei wachsam!
> Oberverwaltungsgericht weist Anglerklage gegen Strom-Projekt zurück: Es
> hält Tierschutzauflagen für erfüllt. Landesfischereiverband will aber
> weiter streiten
Bild: Nicht Fisch, nicht Fleisch: Das Neunauge ist ein Wirbeltier. Es lebt im M…
Das Fischschutzkonzept des Weserkraftwerks entspricht den rechtlichen
Anforderungen. Mit dieser Begründung hat das Oberverwaltungsgericht die
Klage dreier Sportfischereiverbände gegen das Projekt gestern
zurückgewiesen und die behördliche Erlaubnis bestätigt, den Bau noch vor
Beendigung des Rechtsstreits zu beginnen. In erster Instanz war der mit
gleichem Tenor vor zwei Jahren entschieden worden.
Ein eindeutiges Urteil, ganz ohne Auflagen und entsprechend gegensätzlich
fielen auch die Reaktionen aus. "Ich bin froh, dass nun alle juristischen
Hürden genommen sind", verkündete Umweltsenator Reinhard Loske (Grüne), der
seit Amtsantritt die Hemelinger Pläne unterstützt. Bei den Bremer
Wasserkraftwerks GmbH am Dobben knallten laut Geschäftsführer Hucky Heck
nur deshalb keine Sektkorken, "weil wir gerade keine Flasche kühl gestellt
hatten".
Betroffenheit und Erbitterung dagegen bei den Sportfischern: "Würde man
statt des Wasserkraftwerks drei, vier Windräder bauen", so der Präsident
des Landesfischereiverbandes, Rainer Schiller, "bekäme man die gleiche
Energiemenge - und kein Fisch müsste sterben." Den Streit hält er "auf
keinen Fall" für beendet. "Wir gehen damit vor den Europäischen Gerichtshof
und vors Bundesverwaltungsgericht", kündigt er an. Dort müsste er zunächst
einen Anspruch auf Revision des Urteils erstreiten.
Den hat das OVG verneint, weil "unser Urteil nicht von der bisherigen
Rechts-Auslegung abweicht" wie Richter Hans Alexy erläutert. Im Mittelpunkt
hatten Sachfragen gestanden - vor allem die, wie viel Flussgetier die
Turbine wirklich ansaugt, verletzt oder gar zerhäckelt.
Viel, behaupten die Sportfischer, deren Bundesverband seit zehn Jahren mit
der Kampagne "Wasserkraft ist Tierquälerei" zumal gegen Flusskraftwerke
mobilisiert und Broschüren zum Thema "grüner Strom ist blutroter Strom"
vertreibt: Deren Daten stammen hauptsächlich vom Rheinlauf. An dem und
dessen Nebenflüssen laufen 2.000 solcher Anlagen. An der Weser sind es
bislang sieben, als achtes wird das Hemelinger Projekt laut Heck "bis
Mitte-Ende 2010" den Betrieb aufnehmen, "wenn alles gut geht". Noch zofft
man sich indes mit der Baufirma, "weil die Vorstellungen über die Vergütung
auseinander liegen".
"Wir wissen", sagt Schiller, "dass jährlich rund 100.000 Fluss-Neunaugen
das Hemelinger Weserwehr passieren." Er rechne damit, "dass die Hälfte
durch die Anlage geschädigt wird". Vor allem sorge er sich um die
Jungtiere, die von den Laichplätzen an der Oberweser kommen. In der neuen
Fischtreppe könne er keinen ausreichenden Schutz erkennen: "Die existiert
nur als Modell", sagt er, "ob die funktioniert, kann noch keiner sagen."
Heck hält die Bedenken der Angler für vorgeschoben. "Dass die ein
anerkannter Naturschutz-Verband sind, finde ich ohnehin befremdlich", sagt
er. Aus seiner Sicht diene "denen der Tierschutz als Deckmäntelchen, um als
Lobbyvereinigung mehr Einfluss zu bekommen". Dass sich "Verbände mit
umfassendem ökologischem Ansatz" wie der Nabu und der BUND für die Anlage
ausgesprochen haben. "Bei denen", kontert Schiller den Vorwurf, "hört der
Umweltschutz eben mit der Wasseroberfläche auf."
5 Jun 2009
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
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