| # taz.de -- Neues ZDF-Nachrichtenstudio: Claus Kleber fährt zur Hölle | |
| > Mit einer projizierten Kulisse, 3-D-Grafiken und größeren Talkblöcken | |
| > will das ZDF seine Nachrichtensendungen für jüngere Zuschauer attraktiver | |
| > machen. | |
| Bild: Aus der 30 Millionen Euro teuren "Grünen Hölle" werden Claus Kleber und… | |
| Die Revolution kommt ganz in Grün daher, beansprucht 690 Quadratmeter und | |
| hat den Gebührenzahler knapp 30 Millionen Euro gekostet. "Grüne Hölle" | |
| nennen sie im ZDF schon scherzhaft ihr neues Nachrichtenstudio, aus dem vom | |
| 17. Juli an "heute"-Nachrichten und "heute journal" senden sollen. | |
| Das Studio, in dem dieser Tage noch fleißig geprobt wird, ist bis auf einen | |
| riesigen Holztisch komplett leer. Ein Computer wird die Kulisse hinter dem | |
| Moderator in grüne Wände und Böden hinein berechnen. Und wenn es sein muss, | |
| auch mal ganze Flugzeuge, Kollegen oder die Kanzlerin. | |
| "Information, wie wir sie heute präsentieren, wird für junge Leute immer | |
| uninteressanter", sagt Heiner Butz. Er war einst die rechte Hand von Wolf | |
| von Lojewski und fungiert nun als Projektleiter des neuen Studios. Butz | |
| sagt: "Wir setzen dieser Entwicklung etwas entgegen." | |
| So werden sich Claus Kleber und Konsorten etwa von ihrem Tisch abwenden. | |
| Dann drehen sie sich nach hinten, wo ein Computer eine 3-D-Grafik | |
| einblendet. An diesen Modellen werden sie etwa den Unterschied einer alten | |
| Glühbirne zu einer Energiesparlampe erklären, die Absturzursache eines | |
| Flugzeugs erläutern oder demonstrieren, warum in Köln das Stadtarchiv | |
| einbrach. Weil das aufwändig ist und für jede Sendung neu einstudiert | |
| werden muss, sollen diese Passagen gelegentlich schon vor der Sendung | |
| aufgezeichnet werden. | |
| Außerdem schreiten die Moderatoren künftig auch zu einem anderen Teil ihres | |
| riesigen Tisches, den sie "Informationskreuz" nennen. An einem | |
| "Dialogflügel" wollen sie häufiger als bisher mit Gästen plaudern. Vor | |
| allem das "heute journal" soll sich mehr denn je als Gesprächssendung | |
| profilieren. | |
| Dafür stehen in dem neuen Studio zwei Roboter: Kameras, die von einer Firma | |
| gefertigt wurden, die sonst Fließbänder bei Opel bestückt. Ihre Gelenkarme | |
| schwenken nun also auch für das Fernsehen, nicht um Autos, sondern um | |
| Gesprächspartner herum. Die wiederum können auch aus einem künstlichen | |
| Schaufenster blicken, wenn sie es nicht ins Studio schaffen. | |
| Bisher ist es ja so, dass Moderator und Gesprächspartner sich lediglich in | |
| einem geteilten Bildschirm begegnen, dabei aber aneinander vorbeisehen und | |
| den Zuschauer angucken. "Mit der neuen Technik können wir Gespräche endlich | |
| auflösen, wie das bisher nur in Talkshows geklappt hat", sagt Butz. | |
| Ein Blick auf letzte Proben zeigt: Die neue Anmutung der Sendung wirkt | |
| ungewohnt, aber nicht albern. Das ZDF macht seinen Zuschauern nichts vor. | |
| Sie können immer erkennen, dass ihnen etwas Künstliches vorgesetzt wird. | |
| Dennoch dürfte für den Sender die Gefahr bleiben, dass vor allem das | |
| graumelierte Publikum zu "Tagesschau" und "Tagesthemen" wechselt. | |
| Deren Kulisse ist zwar auch projiziert. Von 3-D-Grafiken, hantierenden | |
| Moderatoren und Talkrunden ist dort aber wenig zu sehen. Bisher, denn auch | |
| in Hamburg arbeiten sie an einem neuen Studio. Erste vage Pläne sehen | |
| aufwändige Kamerafahrten vor. Moderatoren könnten zudem durch | |
| Bildschirmberührung Grafiken steuern. | |
| Nur an Erklärräume denken sie bei der "Tagesschau" nicht. Chefredakteur Kai | |
| Gniffke sagt: "Wir haben keine Zeit, mit den Moderatoren Effekte und den | |
| Gang um Animationen zu proben oder sogar aufzuzeichnen." | |
| 30 Jun 2009 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Bouhs | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA |