# taz.de -- Affäre um französischen Rugbyspieler: Der nächste "Rainbow Warri… | |
> Die Beziehungen zwischen Frankreich und Neuseeland sind auf höchster | |
> Regierungsebene erschüttert – weil ein inzwischen in der Psychatrie | |
> abgetauchter Rugbyspieler gelogen hat. | |
Bild: Der Kampf ums Rugby-Ei kann die Gesundheit gefährden - und bilaterale Be… | |
Fast ein Vierteljahrhundert nachdem Pariser Geheimdienstagenten im Hafen | |
von Auckland die "Rainbow Warrior" gesprengt haben, erschüttert eine neue | |
Affäre die Beziehungen zwischen Frankreich und Neuseeland. Dieses Mal geht | |
es nicht um Atomtests. Sondern um einen Sport, der in beiden Ländern | |
Kultstatus hat: Rugby. Ein 20-jähriger französischer Nationalspieler, | |
Mathieu Bastareaud, hat die Sache losgestoßen. Mit einer Lügengeschichte, | |
die binnen weniger Tage so hohe Wellen schlug, dass sich der französische | |
Premierminister persönlich bei Neuseeland entschuldigen musste. In einem | |
Brief an John Key, Premierminister in Wellington, bedauert François Fillon | |
das "unentschuldbare Benehmen" und "den Schaden für das Image Ihres Landes | |
und seiner Bewohner". Key reagierte fair-play. "Der Zwischenfall ist | |
erledigt", sagte er am Mittwoch in Wellington. | |
Am Morgen nach einem Match zwischen seiner Mannschaft, den "Bleus", und den | |
neuseeländischen "All Blacks", bei dem die Franzosen eine Niederlage | |
erlitten, war Bastareaud Ende Juni in Wellington mit einem blauen Auge und | |
weiteren in seinem Gesicht erkennbaren Gewaltspuren aufgestanden. Der | |
Rugby-Spieler behauptete, er sei in der Vornacht von "vier oder fünf | |
Männern" auf offener Straße überfallen worden. Der Arzt der französischen | |
Nationalmannschaft untersuchte ihn und bestätigte, dass er verprügelt | |
worden sei. | |
In Neuseeland, das im Jahr 2011 die Rugby-Weltmeisterschaft ausrichten | |
wird, sorgten die Schläge umgehend für Aufregung. Erschwerend kam hinzu, | |
dass bei den Schlägen auch der Verdacht auf Rassismus mitschwang. Die | |
örtliche Polizei nahm die Suche nach den Tätern auf. Premierminister Key | |
entschuldigte sich bei Frankreich. | |
Doch schnell fielen erste Schatten auf die Version von Bastareaud. Der 1,83 | |
Zentimeter große und 111 Kilogramm schwere 20-jährige Koloss hat nicht das | |
Profil eines leichten Opfers. Er ist eine rugbygestählte Kampfmaschine: | |
schnell, stark und reaktionsfähig. Hinzu kamen die Bilder aus der | |
Videoüberwachung der Innenstadt von Wellington, die die neuseeländische | |
Polizei auswertete. Sie zeigen, wie Bastareaud die Stadt in ausgesprochen | |
lustiger Stimmung und Gesellschaft durchquert. Neben ihm sind mindestens | |
zwei andere französische Spieler und Frauen zu sehen. | |
Die Enthüllungen der Ermittler sorgten für eine radikale Kehrwende in der | |
Darstellung des französischen Rugby-Man. Am Ende vergangener Woche gab | |
Bastareaud zu, den Angriff erfunden zu haben. Er entschuldigte sich für die | |
Lüge und servierte eine neue Erklärung für seine Verletzung: Er sei | |
betrunken gewesen. In seinem Hotelzimmer gestolpert. Auf den Nachttisch | |
gestürzt. Habe sich geschämt und sogar einen Ausschluss aus der | |
Nationalmannschaft befürchtet. Und habe die Lügengeschichte erfunden. | |
Die neue Version, die vermutlich nur unmerklich näher an der Wahrheit ist | |
als die vorausgegangene, sorgte in der Rugby-Nation Neuseeland für | |
Schlagzeilen. Kerry Prendergast, Bürgermeisterin von Wellington, sprach von | |
"Rufschädigung" für ihr Land. Im Rugby-Milieu machte das Gerücht die Runde, | |
es habe eine Schlägerei zwischen Rugby-Spielern im Hotelzimmer gegeben. | |
2 Jul 2009 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Greenpeace | |
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