# taz.de -- Gabriel weist Sander an: "Sicherheitsrisiko" Umweltminister | |
> Der Streit zwischen dem Bund und dem Land Niedersachsen um die | |
> Atomaufsicht eskaliert. Nachdem Niedersachens Umweltminister Sander ein | |
> Treffen schwänzte, sieht Gabriel Rot. | |
Bild: Kein großer Freund Gabriels: Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP). | |
BERLIN taz | Zeitgleich mit den jüngsten Störfällen in Krümmel eskaliert | |
der Streit zwischen dem Bund und dem Land Niedersachsen über fehlende | |
Sicherheitsnachweise für Atomkraftwerke. Nachdem der niedersächsische | |
Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) zu einem angesetzten | |
Aufsichtsgespräch nicht erschienen war, hat das Bundesumweltministerium am | |
Freitagabend eine offizielle Weisung nach Hannover geschickt. | |
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) kritisierte das Verhalten seines | |
niedersächsischen Kollegen scharf: "Mit seinem verfassungswidrigen | |
Verständnis von Atomaufsicht wird Herr Sander zum untragbaren | |
Sicherheitsrisiko", sagte er der taz. | |
Mit dem selten genutzten Instrument der Weisung kann der Bund die Länder zu | |
Handlungen verpflichten. Sander muss die Betreiber der niedersächsischen | |
Atomkraftwerke nun bis zum 15. Juli verpflichten, bis zum 7. August einen | |
fehlenden Nachweis für die Beherrschung von Kühlmittelunfällen vorzulegen. | |
Falls dies nicht geschehe, fehle eine "Genehmigungsvoraussetzung" für die | |
Kraftwerke, heißt es in der Weisung. Konsequenz könnte eine Stilllegung | |
sein. | |
Bei dem Streit geht es um Probleme, die nach einem Leck im | |
Kühlwasserkreislauf eines Atomkraftwerks auftreten können: Bei Beschädigung | |
von Isoliermaterial können die im Kühlwasser mitgeführten Fasern Siebe | |
verstopfen oder in den Reaktorkern eindringen und dort die Kühlung | |
behindern. | |
In jahrelangen Experimenten war es den Betreibern nicht gelungen, einen | |
Nachweis für die Beherrschung eines solchen Unfalls zu erbringen. Deshalb | |
muss jetzt [1][für jede Anlage einzeln geprüft werden], ob die Situation | |
dort beherrscht werden kann. | |
Niedersachsen hält das Problem dennoch für gelöst. Eine Sprecherin des | |
dortigen Ministeriums bezeichnete Gabriels Vorstoß als "machtpolitische | |
Muskelspiele im Wahlkampf" und erklärte, man habe entsprechende Unterlagen | |
an das Bundesministerium geschickt. Diese Aussage wies Gabriel als "absurd" | |
zurück. | |
Die eingereichten Unterlagen "haben mit der Sicherheitsproblematik, um die | |
es jetzt geht, überhaupt nichts zu tun", sagte er. Den niedersächsischen | |
Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) forderte Gabriel auf, "seinen | |
Umweltminister zur Ordnung zu rufen und ihn dazu zu bringen, den Weisungen | |
der Bundesaufsicht nachzukommen". | |
5 Jul 2009 | |
## LINKS | |
[1] /1/zukunft/umwelt/artikel/1/niedersachsen-schwaenzt-atomgespraech/ | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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