# taz.de -- Schlechtes Storchenjahr in Brandenburg: Störche bringens nicht mehr | |
> Schlechtes Jahr für Brandenburgs Störche. Schuld sind ungünstiges Wetter | |
> und Veränderungen in der Landwirtschaft. Experten sehen pessimistisch in | |
> die Zukunft. | |
Bild: Hat sich am Ende leider nicht ausgezahlt: Brandenburger Storchenpaar beim… | |
Brandenburg ist seit Jahren das storchenreichste deutsche Bundesland, ein | |
Viertel aller Paare brüten ihre Jungen im Spreewald oder der Elbtalaue aus. | |
In diesem Jahr ist der Bestand aber teils um die Hälfte zurückgegangen. | |
Viel weniger Störche sind viel später als üblich in ihre Brutgebiete | |
geflogen und haben dazu deutlich weniger Junge bekommen. "Die extreme | |
Trockenheit im April und die Kälte im Mai und Juni waren schlecht für die | |
Population. Insgesamt sieht es düster aus", sagt Michael Kaatz, | |
Storchenexperte beim Nabu. | |
Die Störche kommen in der Regel im April aus ihren Überwinterungsgebieten | |
in Afrika und Südeuropa nach Deutschland. Ist es dann wie in diesem Jahr | |
extrem trocken, finden sie kaum Futter und legen wenige oder gar keine | |
Eier. "In Brandenburg werden etwa 40 Prozent der Horstpaare ohne Nachwuchs | |
bleiben", schätzt Bernd Ludwig, Leiter der Nabu-Arbeitsgruppe | |
Weißstorchenschutz in Brandenburg. Dementsprechend werde es in der Mark | |
weniger als 2.000 Jungtiere geben und 2009 damit eines der schlechtesten | |
Storchenjahre überhaupt werden. | |
Dazu ist die Überlebensquote dieses Jahr geringer als sonst. Die | |
verhältnismäßig kalten Monate Mai und Juni haben dazu geführt, dass die | |
Storchenpaare weniger Insekten und andere Futtertiere für ihre wenige | |
Wochen alten Jungvögel finden konnten. In der Not sind einige Störche gar | |
auf Müllkippen auf Futtersuche gegangen. In den Mägen verendeter Küken | |
wurden Gummibänder oder Silikon gefunden. Um das Überleben der Stärkeren zu | |
sichern, werfen Storcheneltern die jüngsten Tiere bei Futterknappheit aus | |
dem Nest. Andere Jungvögel sind schlichtweg verhungert oder wegen der Kälte | |
gestorben. Kaatz erklärt: "Insgesamt kamen in diesem Jahr verschiedene | |
ungünstige Faktoren zusammen." | |
Im idyllischen Elbedorf Rühstädt, dem angeblich storchenreichsten Ort | |
Deutschlands, lässt sich der Rückgang in diesem Jahr deutlich beobachten. | |
"Wir haben nur 31 Paare hier, die 50 Jungtiere ausgebrütet haben. Davon | |
werden sicher in den kommenden Tagen und Wochen noch einige sterben", sagt | |
Kathleen Awe, Leiterin des Besucherzentrums in Rühstädt. In den Jahren | |
zuvor gab es teils über 80 junge Störche im "Europäischen Storchendorf". | |
Neben ungünstigen Witterungsbedingungen sieht Awe auch strukturelle | |
Probleme als Ursache für die rückläufigen Zahlen. "Die riesigen Raps- und | |
Maisflächen sind ungünstig für Störche. Sie finden auf diesen Monokulturen | |
kaum mehr Frösche, Regenwürmer und Insekten", sagt sie. Viele Milchbauern | |
würden ihre Tiere abschaffen und auf den lukrativeren Anbau von | |
Energiepflanzen umsteigen. "Damit verschwinden immer mehr der für die | |
Störche so wichtigen Grünflächen und damit wichtige Futterquellen", sagt | |
Awe. | |
Auch Storchenexperte Kaatz sieht mit Sorge in die Zukunft. | |
EU-Förderprogramme für Raps und Mais seien mit verantwortlich für den | |
Rückgang der Zugvögel in Deutschland und Europa. "Der Storch ist ja immer | |
auch ein Indikator für die Artenvielfalt in einer Region. Wenn er | |
verschwindet, ist das ein Zeichen dafür, dass auch andere Wildtiere und | |
Pflanzen gefährdet sind." | |
6 Jul 2009 | |
## AUTOREN | |
Paul Wrusch | |
Paul Wrusch | |
## TAGS | |
Störche | |
Artenvielfalt | |
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