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# taz.de -- Sponsoren bleiben unbekannt: Wowereits fragwürdige Feier
> Die Senatskanzlei verrät nicht, welche Firma wie viel für Wowereits
> Hoffest spendiert. Sie brüskiert das Parlament, das einen
> Sponsoringbericht gefordert hat.
Bild: Festhalle Rotes Rathaus
Wie viel Geld zahlen die einzelnen Sponsoren für das jährliche Hoffest im
und am Roten Rathaus? Nach dem Willen der Senatskanzlei soll diese
Information weiter unter Verschluss bleiben. Zwar musste der Senat auf
Anforderung des Abgeordnetenhauses jetzt erstmals einen Sponsoringbericht
erstellen, doch über den Geldfluss beim Hoffest steht darin nichts. Die
Opposition ist empört und wirft dem Senat eine bewusste Umgehung des
Parlamentsbeschlusses vor.
Das Hoffest fand im vergangenen Jahr am 16. September statt. Es kamen rund
4.000 Gäste: neben vielen Politikern auch Verbandsvertreter, Schauspieler,
Unternehmer, Sänger, Designer, Promiköche, Sportler und sonstige
Bekanntheiten. Mehrere Bands spielten, der Regierende Bürgermeister Klaus
Wowereit (SPD) schnitt eine große Torte an mit dem Slogan "Sei Sahne, sei
Schnitte, sei Berlin".
Vor dem Rathaus demonstrierten Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes. Unter
dem Motto "Wasser statt Wein" forderten sie Mäßigung beim Feiern und mehr
Geld für die Beschäftigten. Auf die Proteste angesprochen sagte Wowereit:
Das Fest werde doch vollständig durch die rund 90 Sponsoren bezahlt.
Darunter sind die Deutsche Post, Germanwings, Hochtief, Vattenfall, Bayer
Schering, die BSR und Siemens.
Damit auch bekannt wird, wie viel Geld von diesen Unternehmen jeweils
geflossen ist, hatte die FDP im November 2007 einen Antrag ins
Abgeordnetenhaus eingebracht. Der Antrag fand die Unterstützung aller
Fraktionen. In dem Beschluss fordert das Parlament den Senat auf, "einen
zweijährlichen Bericht über die Leistungen privater und öffentlicher
Unternehmen in Form von Sponsoring in den Senatsverwaltungen zu
veröffentlichen". Der Senat muss dabei jedes Sponsoring mit einem Wert über
5.000 Euro auflisten.
Im Januar 2008 - zwei Monate nachdem die FDP den Antrag eingebracht hatte -
vereinbarte die Senatskanzlei, dass die Berlin Partner GmbH die Sponsoren
für das Hoffest einwerben soll. Berlin Partner übernimmt zudem auch die
technische Organisation des Festes. Mit dem Geld der Sponsoren werden
direkt die Kosten für die Organisation gezahlt - es fließt kein Geld an die
Senatskanzlei.
Senatssprecher Richard Meng erklärt dazu: "Wir erfüllen den Berichtsauftrag
des Abgeordnetenhauses." Formal hat er damit recht: In dem
Parlamentsbeschluss ist nur von Sponsoring "in den Senatsverwaltungen" die
Rede, nicht dagegen von Sponsoring, dessen Akquise der Senat an Unternehmen
ausgelagert hat. Auch Berlin Partner selbst will nicht sagen, wie viel Geld
fließt. Unternehmenssprecher Christoph Lang: "Zu weiteren Auskünften sind
wir selbst nicht berechtigt, da dies gegen den vertraglichen
Vertraulichkeitsschutz verstieße."
Der FDP-Abgeordnete Mirco Dragowski findet das "ein starkes Stück". Das
Hoffest sei "einer der Anlässe, sich das Sponsoring einmal näher
anzuschauen". Er findet es "überraschend, dass die Transparenz durch solche
kreativen Manöver ausgehebelt werden soll". Wenn der Senat bei seiner
Ansicht bleibe, dann müsse das Parlament "prüfen, ob wir die
Berichtspflicht erweitern".
Der CDU-Abgeordnete Andreas Statzkowski wirft der Senatskanzlei eine
"Umgehung des Beschlusses" vor. Auf die volle Transparenz "haben nicht nur
die Abgeordneten ein Recht, sondern die ganze Stadt". Er fragt sich, warum
die Unternehmen mit Berlin Partner vereinbart hätten, dass die Summe
vertraulich bleiben soll: "Was spricht denn dagegen, sich dazu zu bekennen?
Diese Verheimlichung ist doch genau der Punkt, warum man da misstrauisch
wird."
Der Grünen-Rechtspolitiker Dirk Behrendt wird noch deutlicher: "Sponsoren,
die im Verborgenen agieren, die wollen wir nicht. Das ist kein Sponsoring
mehr, sondern die verfolgen offensichtlich dunkle Zwecke."
8 Jul 2009
## AUTOREN
Sebastian Heiser
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