Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neue Augenzeugin für Naziattacke in Berlin: "Es war wie im Horrorf…
> Am fast tödlichen Übergriff auf einen Linken waren viel mehr Rechte
> beteiligt als bisher bekannt, sagt eine Zeugin der taz. Freunde des
> Opfers sind schockiert.
Bild: Neonazis gibt es leider auch in Berlin-Friedrichshain
"Es war wie in einem Horrorfilm", erzählt die junge Verkäuferin über die
brutale Auseinandersetzung zwischen Neonazis und jungen Linken am
Sonntagmorgen. Bereits seit 5 Uhr morgens habe sie in einem Shop an der
Passage zwischen U- und S-Bahn-Eingang Frankfurter Allee gearbeitet. Kurz
vor sechs sei es vor dem Laden zum Streit zwischen zwei Gruppen mit je rund
zehn Leuten gekommen. Auslöser sei der Pitbull eines Rechten gewesen, der
einen der Linken angestupst habe. Als jener gerufen habe: "Nimm deinen
rechten Köter weg!", sei es zu der Schlägereien in kleinen Gruppen
gekommen, so die Frau zur taz.
Schließlich habe einer der Neonazis eine Bierflasche zerbrochen und damit
einem der Linken ins Gesicht geschlagen. "Sein ganzes Gesicht war voller
Blut, er wurde von drei Leuten geprügelt", erzählt die junge Frau, die nach
eigenen Angaben die Polizei alarmiert hat. Diese sei innerhalb von zwei
Minuten eingetroffen. Ob es sich bei dem vor ihrem Laden Verprügelten um
Jonas K. handelte, der später auf einer Bordsteinkante liegend durch einen
Tritt beinahe getötet wurde, kann die Verkäuferin allerdings nicht sagen.
Ihre Aussage steht im Widerspruch zu bisherigen Darstellungen. Danach geht
die Polizei nur von vier Neonazis aus, die in den Kampf verwickelt gewesen
sein sollen.
Jochen Z. ist von dem Angriff auf Jonas K. auch vier Tage nach dem Vorfall
noch sichtlich mitgenommen. "In der Situation dachte, ich der Typ wäre
tot", sagte der Zeuge des Vorfalls der taz. Sein Blick ist starr, er wirkt
benommen. Dass er aufgewühlt ist, lassen nur seine Tränen wissen. Z. habe
zwar einige gewalttätige Vorfälle erlebt, aber so was kenne er nur aus
Filmen. "Es übertrifft all meine Vorstellungen - da wurde echt auf ein
Menschenleben geschissen", erzählt er. Erst als Passanten den Mund von
Jonas K. öffneten und ein flaches Röcheln zu hören war, wusste Jochen, dass
das Opfer noch lebt.
Wie er mit dem Geschehenen umgehen soll, weiß er eigentlich nicht. Er redet
viel mit seinen Freunden und will sich am Samstag auch an der Demo
beteiligen. Doch die Bilder wollen nicht aus seinem Kopf. Vor allem "diese
Starre der Hilflosigkeit möchte ich weghaben und handeln können".
Auch viele Freunde und Bekannte von Jonas K. finden keine Ruhe. Am Dienstag
wurde er kurzzeitig auf die Intensivstation verlegt. Bleibende Schäden sind
bisher ausgeschlossen, vernehmungsfähig ist der Neuköllner aber nicht. "Die
Folgen der Attacke sind heftig", sagt Michael F. Auch Mandy R. ist noch
schockiert, sie malt sich oft die Szene in ihrem Kopf aus: "Das geht mir
dann durch Mark und Bein. Jede Bewegung und jedes Stöhnen von Jonas lässt
mich jetzt aber wissen, er ist noch da."
16 Jul 2009
## AUTOREN
Philipp Gessler
Tilla Masberg
## ARTIKEL ZUM THEMA
Revanche der Linken: Angriff auf Berliner "Nazi-Disco"
Linke Demonstranten greifen in Berlin eine Disko mit Steinen an. Dort
sollen Rechte gefeiert haben, die am Sonntag eine 22-Jährigen schwer
verletzt haben. Der Disko-Betreiber weist das zurück.
Antifa reagiert auf Nazischläger: Linke lassen ihrer Wut freien Lauf
Rund 200 Linke zerdeppern Fenster der Diskothek "Jeton" an der Frankfurter
Allee. Dort waren laut Polizei die vier am Sonntag verhafteten Rechten zu
Gast.
Battlefield Friedrichshain: Neonazis wollten Studenten töten
In Berlin-Friedrichshain, einem Bezirk mit starkem alternativen Milieu,
treten Neonazis einen 22-Jährigen fast tot. Antifa-Gruppen mobilisieren für
Samstag zu einer Gegen-Demonstration.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.