# taz.de -- Zum Tode von Frank McCourt: Viel Katholizismus, wenig Kartoffeln | |
> Armutserinnerungen ohne Tränendrüse: "Die Asche meiner Mutter" machte den | |
> irisch-amerikanischen Autor berühmt. Er ist im Alter von 78 Jahren an | |
> Krebs gestorben. | |
Bild: Erst nach der Pensionierung begann der Englischlehrer McCourt zu schreibe… | |
"Schlimmer als die gewöhnliche armselige Kindheit ist die armselige irische | |
Kindheit, und noch schlimmer ist die armselige irische katholische | |
Kindheit." So deprimierend beginnt Frank McCourts autobiografischer Roman | |
"Die Asche meiner Mutter." | |
McCourt kam 1930 in New York auf die Welt. Als er vier war, kehrten seine | |
Eltern mit ihren vier Kindern zurück in die irische Heimat. Sie hofften, | |
mit Hilfe der Familie von McCourts Mutter Angela in Limerick ein neues | |
Leben anfangen zu können. | |
Das bisschen Geld, das sie auftreiben konnten, wurde von McCourts Vater | |
Malachy versoffen. Angela musste ihre vier Söhne - die Tochter und die | |
Zwillinge waren inzwischen gestorben - bald alleine durchbringen. Frank | |
McCourt beschreibt diese Armut detailliert und dennoch wurde es ein | |
streckenweise sehr amüsantes Buch. "Die Asche meiner Mutter" erschien 1996, | |
ein Jahr später wurde das Buch mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Es | |
wurde in 17 Sprachen übersetzt, erschien in 27 Ländern und wurde 1999 von | |
Alan Parker verfilmt. | |
Dank des plötzlichen Reichtums konnte McCourt sich eine umgebaute Scheune | |
in Connecticut kaufen. Später schrieb er zwei weitere autobiografische | |
Romane: "Ein rundherum tolles Land", das seine Rückkehr nach New York im | |
Alter von 18 Jahren schildert, sowie "Tag und Nacht und auch im Sommer", in | |
dem er unter anderem sein Leben als Lehrer in einer heruntergekommenen | |
Schule in New York erzählt. | |
Insgesamt verkaufte McCourt mehr als zehn Millionen Bücher allein in den | |
USA, doch keins machte so viel Wirbel wie "Die Asche meiner Mutter". In | |
Irland waren die Meinungen darüber geteilt. Viele waren froh über den | |
McCourt-Boom, doch ebenso viele waren empört über das negative Bild, das | |
McCourt von Limerick gezeichnet hatte. Vor allem das Kapitel über Laman | |
Griffin, Angelas Cousin, zu dem die Familie ziehen musste, nachdem der | |
Vater getürmt war, brachte so manchen gegen McCourt auf. Im Dachboden des | |
Hauses machten Angela und Laman "die Aufregung", wie McCourt es nannte: | |
"Ich weiß Bescheid über die Aufregung, und ich weiß, dass sie eine Sünde | |
ist." McCourt entgegnete seinen Kritikern: "Viele haben nicht verstanden, | |
dass es kein Buch über Limerick ist, sondern über Armut." | |
McCourt war drei Mal verheiratet, zuletzt mit Ellen, einer Journalistin aus | |
Kalifornien. Er hat eine Tochter aus erster Ehe sowie zwei Enkelkinder. | |
Seit Monaten litt Frank McCourt an Hautkrebs. Am Sonntag starb er in New | |
York an Hirnhautentzündung. RALF SOTSCHECK | |
21 Jul 2009 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
Ralf Sotscheck | |
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Spielfilm | |
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