# taz.de -- Protestaktion für Indien: Ein Jahr lang das gleiche Kleid | |
> Statt jeden Tag das Outfit zu wechseln, zieht eine New Yorkerin ein Jahr | |
> lang das gleiche Kleid an. Mit ihrem „Uniform Project“ will sie Kindern | |
> aus indischen Slums helfen. | |
Bild: Ein wenig Grünes auf den Kopf – schon sieht das alte Kleid wieder ganz… | |
Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz in der Bürowelt: Trage niemals das | |
gleiche Outfit an zwei Tagen hintereinander. Schon gar nicht, wenn du in | |
einer New Yorker Werbeagentur arbeitest, wie Sheena Matheiken. Die junge | |
Kreativdirektorin bricht diese Regel seit Mai, und zwar so richtig: Ein | |
Jahr lang will sie jeden Tag das gleiche Kleid tragen – und trotzdem immer | |
anders aussehen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es ist natürlich nicht Tag | |
für Tag dasselbe; sieben gleichförmige Replika schützen vor dem | |
hygienischen Kollaps. | |
Das Ergebnis ihres Projekts veröffentlicht Matheiken auf ihrem [1][Blog]. | |
Dort sieht man sie jeden Morgen im gleichen Kleid, schwarze Baumwolle, | |
A-Linie, Knopfleiste. Der Abwechslung halber lässt sich das Kleid auch mit | |
der Rückseite nach vorn tragen, oder wahlweise offen, als Sommermantel. | |
Matheiken kombiniert mit Hüten, Krägen, Schleifen, Gürteln, Schals; | |
Nachschub schicken die Besucher des Blogs. Allein ihre Kniestrümpfe und | |
Strumpfhosen füllen „ein paar Kommoden“. | |
Aber es geht nicht nur um Fasching: Auf ihrem Blog fordert sie zum Spenden | |
auf; mit dem Geld (gestern waren es 7.403 Dollar) will sie die indische | |
Akanksha Foundation unterstützen. Die Stiftung soll mit dem Gewinn | |
Schuluniformen und Lehrmittel für Kinder aus indischen Slums finanzieren. | |
In Indien findet sich auch der Ursprung für ihre Idee. Matheiken ist dort | |
aufgewachsen, in der katholischen Schule mussten die Kinder Uniformen | |
tragen. Um der auferlegten Konformität zu entfliehen, schmückten sich die | |
Mädchen mit Armreifen, Bindis und ausgefallenen Frisuren. | |
Mehr als 300.000 Zugriffe hat die Seite seit Anfang Mai. Nicht | |
verwunderlich, man schaut Matheiken gern beim Verkleiden zu. Ein bisschen | |
sieht sie aus wie Amélie in ihrer fabelhaften Welt: kurzer Bob und | |
Kulleraugen. Je nach Outfit posiert sie als Grand Dame oder Mädchen, als | |
Tramp oder Hippie. Am 26. Juni kombiniert sie das Kleid mit einem schwarzen | |
Hut, cremefarbenen Handschuhen, weißen Söckchen und geschnürten Tanzschuhen | |
– im Gedenken an den am Tag zuvor verstorbenen Michael Jackson. | |
Matheikens Plan erinnert an das „Uniform Project“ der Amerikanerin Andrea | |
Zittel: Die Künstlerin hatte 1991 einen Nebenjob in einer Galerie | |
angenommen – aber nicht genügend Geld für verschiedene angemessene Outfits. | |
Zittel entwarf ein schlichtes, schwarzes Leinenkleid, dass sie den ganzen | |
Sommer über täglich trug. So löste sie ihr finanzielles Problem – und | |
lehnte sich gleichzeitig gegen das absurde Gesetz der Bürowelt auf. | |
6 Aug 2009 | |
## LINKS | |
[1] http://www.theuniformproject.com | |
## AUTOREN | |
Jana Petersen | |
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