# taz.de -- Vorsitzende des verbotenen Collegium Humanums: Die Grande Dame der … | |
> Offiziell sind die Vereine der Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel | |
> verboten. Doch das rechtsextreme Netzwerk der alten Dame funktioniert | |
> weiter. | |
Bild: Nette ältere Dame? Obacht: Ursula Haverbeck-Wetzel organisiert zahlreich… | |
Eigentlich sind die rechtsextremen Vereine Collegium Humanum und | |
Bauernhilfe verboten. Das ordnete das Innenministerium im Mai 2008 an, erst | |
in der vergangenen Woche bestätigte das Bundesverwaltungsgericht den | |
Erlass. Zu Recht: Die Vereine, hinter denen die Holocaustleugnerin Ursula | |
Haverbeck-Wetzel steht, vertreten eine ganz eigene Sicht von der | |
Judenvernichtung durch die Nazis. Doch die Holocaustleugner lassen sich von | |
dem Verbot nur wenig beeindrucken: "Die Strukturen sind nicht erschlagen", | |
sagt Michael Heinrich von der Kulturinitiative in Detmold. | |
Seit Jahren ist die Initiative gegen die Vereine aktiv, die in der | |
Nachbarstadt Vlotho in Nordrhein-Westfalen agierten - schließlich lag die | |
sogenannte Heimvolkshochschule des Collegiums Humanum, ein Tagungshaus des | |
Vereins, in unmittelbarer Nähe. Ab 1963 fanden in dem Haus in Vlotho | |
Veranstaltungen statt. Die Holocaustleugner Horst Mahler und Bernhard | |
Schaub kehrten regelmäßig ein. | |
Ende 2008 - also nach dem Verbot der Vereine durch das Innenministerium - | |
richtete Haverbeck-Wetzel aber weiter Seminare mit rechtem Gedankengut aus. | |
"Sie kamen in ihren Privaträumen in Vlotho zusammen", weiß Heinrich. Eine | |
Einladung zu ihrem 80. Geburtstag ins thüringische Moßbach, die der taz | |
vorliegt, offenbart: Auch die Feier im November 2008 wurde für ihre Ziele | |
genutzt. Haverbeck-Wetzel versicherte, dass Schaub über die "germanische | |
Mythologie bis in die Gegenwart" referieren wird. | |
Auch am 24. und 25. Januar dieses Jahres kamen Rechte um Haverbeck-Wetzel | |
in einem Hotel in Moßbach zusammen. Die Einladung bestätigte, dass mit der | |
Redaktion von Stimme des Reiches, einem Szeneblatt der Rechtsextremen, die | |
Zusammenarbeit gesucht wird. | |
Das Blatt ist offenbar ein Nachfolgeorgan der Zeitschrift Stimme des | |
Gewissens. Diese hatte Haverbeck-Wetzel selbst über das Collegium Humanum | |
herausgegeben, wegen des Verbots musste sie die Zeitschrift einstellen. | |
Doch sie wird nun offenbar reaktiviert, die Staatsschutzermittler konnten | |
in dem Verbotsverfahren wohl nicht alle Adressen von Abonnenten | |
sicherstellen. Jedenfalls wurde die neue Zeitung wenige Monate nach dem | |
Verbot ohne Aufforderung an die Bezieher der alten gesendet, sagt Heinrich. | |
In der ersten Ausgabe heißt es gleich: "Man kann das Collegium Humanum | |
zerstören. Die Idee des Collegium Humanum ist unzerstörbar". | |
Haverbeck-Wetzel selbst schreibt, wer den Mut zur "freien Rede" habe, "wird | |
zum Holocaustleugner". | |
Kerstin Köditz sitzt für Die Linke im Sächsischen Landtag. Die Abgeordnete | |
sagt: "Diese Zeitung ist nichts anderes als die Zeitung der verbotenen | |
Vereine." Auch Köditz setzt sich schon lange mit den | |
Haverbeck-Wetzel-Kreisen auseinander. Die umtriebige Dame war etwa | |
Vorsitzende des Vereins Gedächtnisstätte in Borna. 2003 legte sie ihr Amt | |
nieder. Erste Prozesse gegen sie liefen, da sollte der Verein wohl nicht | |
mit hineingezogen werden, denkt Köditz. | |
Die Linke-Abgeordnete kann belegen, dass Haverbeck-Wetzel, obwohl nur | |
Kassenprüferin, weiterhin die Geschicke des Vereins mitbestimmte. So suchte | |
sie zum Beispiel einen Mitarbeiter für den Verein, dessen Ziel ein | |
"würdiges Gedenken für die Opfer des zweiten Weltkriegs" ist. "Der | |
Personenkreis zeigt, dass hier nur des deutschen Leides gedacht werden | |
soll", betont Köditz. In der Gedächtnisstätte richtet ein | |
Kameradschaftszusammenschluss Schulungen aus. Einer der Referenten ist | |
Schaub, der enge Mitstreiter von Haverbeck-Wetzel. | |
12 Aug 2009 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
## TAGS | |
Ursula Haverbeck | |
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