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# taz.de -- Ehrenamt: Umsonst und drinnen
> Drei Wochen lang helfen Freiwillige in der "Alimaus", einer Anlaufstelle
> für Mittellose am Nobistor. Ums Geldverdienen geht es dabei nicht, eher
> um Erfahrungen.
Bild: Hilfe in Obdachlosenheimen wird immer benötigt.
Es riecht nach Holz und Essen im finnischen Blockhaus am Nobistor 42. Das
Grasdach und die kleinen Zäune, die die Gartenflächen von der Straße
trennen, lassen die Anlage fast wie eine Ferienwohnung wirken. Dabei ist
die Einrichtung mit dem Namen "Alimaus" ein Treffpunkt für arbeits- und
obdachlose Menschen. Dort werden sie medizinisch versorgt, es gibt einen
Speiseraum, Duschen und Toiletten und viel Raum für Gespräche.
Einer der Gäste ist Santos, ein gebürtiger US-Amerikaner. "Wenn es die
Alimaus nicht geben würde", sagt er, "ich müsste weinen!" Seit März geht er
wieder zur Essensausgabe ans Nobistor. Zwischendurch schlug er sich mit
Zeitarbeit durch, war dann wieder arbeitslos. Jetzt braucht er dringen eine
Arbeit: Er hat eine Tochter zu ernähren. Seine Frau, deretwegen er nach
Deutschland gekommen ist, hat ihn verlassen.
Seit Anfang des Monats geht Santos besonders gerne in die Alimaus: 16 junge
Helfer aus ganz Europa sind für drei Wochen zu Besuch. Sie sind Teilnehmer
eines Workcamps und unterstützen den Hilfsverein St. Ansgar, der die
Alimaus auf Spendenbasis betreibt.
Dana Schmitowa ist 20 Jahre alt, kommt aus der Slowakei und studiert in der
Tschechei. Sie hat von dem Workcamp im Internet gelesen, als sie sich nach
Möglichkeiten umgeschaut hat, ins Ausland zu gehen. "Ich wollte nur nach
St. Pauli", sagt sie. Hamburg sei eine ganz besondere Stadt, die Leute
seien so offen. Das Projekt gefalle ihr, sie lerne viel über
Obdachlosigkeit. "Ich merke, dass man sich in Deutschland viel mehr
bemüht."
Deutsch hat sich Dana selbst beigebracht. Durch ihren Aufenthalt in Hamburg
will sie ihre Kenntnisse vertiefen. Dafür zahle sie gerne die Reisekosten,
sagt sie. Drei Wochen lebt und arbeitet Dana mit Freiwilligen aus Russland,
England, Ungarn, der Slowakei und Deutschland zusammen. Gemeinsam geben sie
den Obdachlosen das Essen aus und reden mit ihnen über ihre Probleme. Von
den Gästen der Alimaus lernen sie, dass es nicht nur Karriere, sondern auch
Abstieg gibt.
Ins Leben gerufen wurde das Workcamp von der Friedensorganisation SCI,
Service Civil International. "Die SCI hat unseren Hilfsverein angeschrieben
und angefragt, ob wir nicht Lust hätten, so ein Camp bei uns zu
organisieren", sagt Schwester Henrike vom Verein St. Ansgar. Sechs
Workcamps hat es seitdem gegeben. Die Erfahrungen seien sehr gut, sagt
Schwester Henrike. "Junge Leute fehlen bei uns - das finden auch unsere
Gäste."
Arbeits- und Obdachlose wie Santos sind froh, wenn jemand mit ihnen
Englisch spricht. Am Tag kommen bis zu 500 Gäste in die Alimaus, die
meisten sind Ausländer. "Oft unterhalten wir uns auch mit Händen und
Füßen", erzählt Dana.
Campleiter André Schäller ist zufrieden mit dem Projekt. Es sei eine gute
Gemeinschaft entstanden, sagt der Zivildienstleistende, der das Workcamp
ebenfalls als Freiwilliger neben seinen eigentlichen Aufgaben betreut. Das
Projekt zeige, "dass man etwas bewegen kann".
19 Aug 2009
## AUTOREN
Eva-Maria Musholt
## TAGS
Obdachlosigkeit in Hamburg
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