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# taz.de -- Porträt Heiko Maas: Hart gegen sich selbst
> Heiko Maas (SPD) könnte Ministerpräsident im Saarland werden -
> Schwarz-Gelb ist abgewählt. Doch als Jurist will er nicht spekulieren und
> hält wenig von politischer Schaumschlägerei.
Bild: Heiko Maas: unauffällig, angenehm, distanziert.
"Wenn ich Aggressionen abbauen will, mache ich Sport", sagt Heiko Maas mit
ziemlich unbewegter Mimik. Es ist ein typischer Satz für ihn. Er bedeutet:
Ich bin keiner, der dauernd mit den Ellenbogen arbeitet. Andere, wie
Lafontaine und Seehofer, wie Steinbrück und Westerwelle, mögen den
Aggressionsmodus brauchen, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Maas geht
lieber joggen. Oder er macht Triathlon, eine Sportart, die viel Härte
erfordert. Härte gegen sich selbst.
Keiner hat so energisch und ernsthaft Wahlkampf gemacht wie er. Die SPD hat
eine ganz auf ihn zugeschnittene Kampagne entwickelt, in der Maas mit
Dreitagebart und offenem Hemd als "der neue Mann" präsentiert wurde. Er
sollte als frisch, Peter Müller als verbraucht gelten. Kampagne und
Wahlkampf waren ziemlich perfekt inszeniert. Maas sollte als netter,
sachkundiger Politiker erscheinen, der die Nachfrage nach professioneller
Politik ohne Schaumschlägerei befriedigt. Das Publikum, so die Einschätzung
des Maas-Teams, hat von persönlichen Attacken und Imponiergehabe genug.
Es war durchaus verwegen, Maas als "neuen Mann" zu inszenieren. Er mag zwar
jünger als 42 Jahre wirken - doch seit 15 Jahren ist er fester Bestandteil
der politischen Klasse im Saarland: Seit 1994 ist er Landtagsabgeordneter,
1998 wurde er Staatssekretär, 1999 für kurze Zeit Minister, seit 2004 ist
er Oppositionsführer. Es war, bis 2004, ein leichter Aufstieg. Er wurde von
Oskar Lafontaine und Reinhard Klimmt protegiert. Das erste fundamentale
Problem, das er in seiner Karriere zu bewältigen hatte, war die Abgrenzung
von Lafontaine, der 2004 zur Linkspartei ging.
Maas trägt oft Jeans und ein weißes Hemd. Er ist unauffällig und angenehm.
Und ein eher distanzierter Mensch. Das ist gerade im Saarland, das stark
von Vereins- und Festkultur geprägt wird, ein Risiko. Eigentlich kommen
hier Kumpeltypen wie Peter Müller, der sich als skatspielender Biertrinker
inszeniert, besser an. Maas ist ein durchaus typischer Vertreter der
Generation 40 Plus in der SPD. Er biedert sich nicht an, das Populistische
ist ihm fremd. Er ist Jurist und hält sich an die Fakten. Wenn die
Konkurrenz ihn angreift, neigt er eher zum Rückzug.
In der Bundes-SPD ist er ein pragmatischer Linker, Schröders Agenda 2010
hat er bekämpft. Bei der letzten Wahl 2004 hatte er in der Tat keine
Chance: Die im Saarland eher linke SPD-Basis war damals wegen der
Agenda-Reformen deprimiert, dann ließ ihn auch noch Lafontaine kurz vor der
Wahl im Regen stehen. Auch diesmal war die Bundes-SPD ein Malus. In den
Wahlkampf zog Maas mit vielen guten Gründen gegen die Schuldenbremse, die
die Länder finanziell stranguliert. Doch sein Versuch, Müller dafür
verantwortlich zu machen, war zwiespältig. Denn das Copyright für die
Schuldenbremse beanspruchen Maas Genossen Steinbrück und Steinmeier für
sich.
2004 war nicht die Niederlage von Maas; gegen den Bundestrend war damals
kein Kraut gewachsen. 2009 ist sein Sieg. Jedenfalls hat er jetzt die
Chance, mit Linkspartei und Grünen die Regierung zu bilden. Dafür muss er
Kompromisse finden und den hitzigen Konflikt zwischen Linkspartei und
Grünen abkühlen. Diese Rolle des Moderators dürfte ihm leichter fallen als
die des Oppositionsführers.
31 Aug 2009
## AUTOREN
Stefan Reinecke
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