# taz.de -- Kraftwerk in Mainz: Keine Kohle für Kohle | |
> Der Bau eines Kohlekraftwerks in Mainz wird vorerst gestoppt, weil das | |
> nötige Geld fehlt. Gegner feiern das als ersten Teilerfolg. Doch das | |
> Projekt ist noch nicht vom Tisch. | |
Bild: Die Baustelle in Mainz steht vorerst still. | |
Nach dem Gerichtsurteil gegen das geplante Kohlekraftwerk im westfälischen | |
Datteln hat die Kohleindustrie auch in Mainz einen Rückschlag erlitten. Der | |
Bau des umstrittenen Kraftwerks auf der Ingelheimer Aue wurde am Montag | |
vorläufig gestoppt. Der Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG (KMW), einer | |
Aktiengesellschaft der beiden Stadtwerke in den zwei Landeshauptstädten, | |
fehlt das Geld, was mit den Folgen der Finanzkrise begründet wird. Kritiker | |
der Baupläne sehen dies als Ausrede. | |
Im Mai dieses Jahres war mit dem Bau des Kraftwerks begonnen worden, in | |
vier bis fünf Jahren sollte es mit einer elektrischen Leistung von 820 | |
Megawatt ans Netz gehen. Vorgesehen war dafür ein Investitionsvolumen von | |
1,2 Milliarden Euro. Doch die kann die KMW derzeit nicht aufbringen. | |
"Die Rahmenbedingungen sind heute ganz andere als noch vor zwei Jahren", | |
sagte KMW-Vorstand Werner Sticksel. Im August hatte sich eine der vier | |
Banken, die britische Barclays, aus dem Projekt zurückgezogen. Seitdem | |
suchten drei externe Beraterfirmen eine neue Alternative - bislang ohne | |
Erfolg. Dennoch glaubt die KMW weiterhin an eine grundsätzliche | |
Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks. Die Umsetzung könne jederzeit wieder | |
aufgenommen werden, "wenn die finanziellen, rechtlichen und politischen | |
Rahmenbedingungen dafür erfüllt sind." | |
Gegner des Kohlekraftwerks feiern den vorläufigen Stopp als ersten | |
wichtigen Teilerfolg. "Wir sehen das als Sterben auf Raten", sagte der | |
Vorsitzende der Bürgerinitiative Kohlefreies Mainz, Christof van den Bruck. | |
"Nach wie vor legen sie das Projekt jedoch nur auf Eis. Es ist beileibe | |
noch nicht tot." | |
Der umweltpolitische Sprecher der CDU im Mainzer Stadtrat, Gerd Schreiner, | |
sagte: "Die Entscheidung war überfällig. Dass das Projekt nicht zu | |
finanzieren ist, haben wir schon lange gewusst - ganz abgesehen von den | |
ökologischen Bedenken." Dennoch sei zu beachten, dass die KMW das | |
Genehmigungsverfahren weiter vorantreibe. "Erst wenn das aufgegeben wird, | |
wäre es ein Erfolg." | |
Bezweifelt wird von den Gegnern, dass die Finanzkrise der alleinige Grund | |
für den Stopp war. "Dass es daran gescheitert ist, halten wir für völligen | |
Blödsinn", heißt es bei der Bürgerinitiative Kohlefreies Mainz. Die | |
stellvertretende Fraktionschefin der Grünen im Mainzer Stadtrat, Tabea | |
Rößner führt die Entscheidung vor allem auf einen vehementen Kampf der | |
Öffentlichkeit zurück. Sowohl durch die Bürgerinitiativen als auch durch | |
die Kommunalwahl in Mainz, bei der vor allem die Kohlegegner Stimmen | |
gewonnen haben, sei ein großer Druck aufgebaut worden. "Man bekommt keine | |
Finanzierung, wenn ein Projekt von der Öffentlichkeit nicht gewollt ist", | |
sagte Rößner. | |
Mitte September hatte bereits ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts | |
Münster das Eon-Kohlekraftwerk in Datteln vorerst gestoppt. Dort wurde die | |
Entscheidung mit einem Verstoß gegen Umweltauflagen begründet. | |
29 Sep 2009 | |
## AUTOREN | |
Nadine Michel | |
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