# taz.de -- Ziviler Ungehorsam: Gorleben besetzt | |
> Anti-Atom-Aktivisten haben die Endlagerbaustelle in Gorleben besetzt und | |
> am Förderturm mehrere Banner gehisst. Auch in Berlin bereitet man sich | |
> auf einen heißen Verhandlungs-Herbst vor. | |
Bild: Abermals besetzt: Die Endlagerbaustelle in Gorleben. | |
GORLEBEN/BERLIN taz/afp | Anlässlich der heute beginnenden | |
Koalitionsverhandlungen forderten Aktivisten ein eindeutiges Bekenntnis | |
gegen Laufzeitverlängerungen und gegen Gorleben als Endlagerstandort. | |
Mehrere Kletteraktivisten entrollten am frühen Montagmorgen auf dem | |
Förderturm des Salzbergwerks ein Transparent mit einer riesigen | |
Anti-Atom-Sonne und die Aufforderung: "Bringt Bagger!" | |
Schwarz-Gelb plane, so die Aktivisten, die Aufhebung des | |
Gorleben-Moratoriums. Die rot-grüne Bundesregierung hatte im Jahr 2000 | |
festgelegt, dass der Salzstock Gorleben bis auf weiteres nicht weiter | |
erkundet werden soll. Hanna Poddig, die bei der Kletter-Aktion mitgemacht | |
hat, bekräftigte noch einmal, dass man, anstatt das Moratorium aufzuheben, | |
das Endlager eher zurückbauen solle. | |
"Dass der Salzstock nicht als Endlager geeignet ist, sollte spätestens seit | |
den Desastern aus der Asse und Morsleben allen klar sein", so Poddig nach | |
der Aktion. Dass Politiker dennoch am Standort Gorleben festhalten würden, | |
sei "skandalös und unverantwortlich". Die Aktivisten befürchten nach dem | |
Wahlsieg von Schwarz-Gelb ein Kippen des Moratoriums und sehen den "ohnehin | |
ungenügenden" Atomausstieg in Gefahr. Gerade jetzt sei es wichtig, "den | |
Widerstand entschlossen auf die Straße zu tragen". | |
Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisierte am Montag mögliche | |
Laufzeitverlängerungen scharf und wies auf Sicherheitsmängel hin, die bei | |
acht deutschen Reaktoren im Kühlungssystem bestünden. Der Nachweis einer | |
Störfallbeherrschung fehle, kritisierte Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer | |
der DUH. "Wir fordern die sofortige Stilllegung aller Reaktoren, bei denen | |
ein Leck in einer Kühlmittelleitung zur Katastrophe führen kann", sagte | |
Baake. | |
Die schwarz-gelbe Koalition strebe zwar offiziell eine Verlängerung nur für | |
Atomkraftwerke an, über deren Sicherheit keine Zweifel bestünden. Anhand | |
"aktueller Sicherheitsprobleme, wie etwa dem nicht vorhandenen Schutz von | |
sieben Altanlagen gegenüber terroristischen Angiffen aus der Luft", werde | |
sich allerdings zeigen, "wie viel diese Versprechungen wert sind", sagte | |
Baake. | |
Die Initiative .ausgestrahlt hat wegen der energiepolitischen Brisanz eine | |
"ständige Vertretung" in Berlin eingerichtet, um die gesamten | |
Koalitionsverhandlungen mit Protesten zu begleiten. Unter anderem solle | |
während dieser Zeit das "längste Anti-Atom-Transparent der Welt" gestaltet | |
werden. Auch die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg erklärte am Montag, es | |
drohe ein "Dauerkonflikt um die Atomkraft und Gorleben", wenn FDP und Union | |
einen atomfreundlicheren Kurs einschlagen sollten. | |
5 Oct 2009 | |
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