Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neue Männermagazine: Frischfleisch für Besserverdiener
> Blutige Tomaten, Mord mit dem Fischmesser und Egoismus als Tugend: Mit
> den neuen Männermagazinen "Beef!" und "Business Punk" zielt Gruner+Jahr
> auf Nischen.
Bild: Lecker, blutig, Fleisch.
"Firmeninterner Kreativwettbewerb" - das klingt ein wenig nach verkrampftem
Teambuilding-Gedöns. Gruner+Jahr hat damit allerdings gute Erfahrungen
gemacht, 2006 entstand so das Hunde-Lifestyle-Magazin Dogs. Bei der
Neuauflage "Grüne Wiese" im November 2008 wurden rund 380 Ideen
eingereicht, von denen nun zwei - zunächst einmalig - den Sprung an den
Kiosk geschafft haben: Beef! (9,80 Euro) und Business Punk (6 Euro).
Beide Titel richten sich an wohlhabende Männer, die mit beiden Beinen im
Leben stehen und deren Welt noch klar getrennt ist in "wir Kerle" und "die
Frauen" - die Hefte bespielen allerdings mit beeindruckender Konsequenz
ziemlich spezifische Lebenswirklichkeiten.
Bei Beef! ist das die Welt des Hobbykochens - nicht die Nudelreispampen-WG,
sondern Männer, die es ein paar Mal im Jahr richtig krachen lassen: sieben
Gänge, allerbeste Zutaten und viel Rotwein. "Wir nehmen keine Rücksicht",
sagt Beef!-Chefredakteur Jan Spielhagen und benennt damit die Kerntugend
des Hefts. "Andere lassen Innereien weg - wenn wir hingegen finden, dass
bei der Reportage vom Fischmarkt in Tokio ein Bild mit viel, viel Blut
wichtig ist, wird das gedruckt." Neben dieser Kompromisslosigkeit sei Humor
wichtig, und: "Wir wollen wertig sein. Design spielt eine Riesenrolle."
Das kann man wohl sagen: Seitenfüllende Detailaufnahmen von Tomatensaucen
muten an wie abstrakte Gemälde, eine Produktstrecke für Küchenmesser ist im
Stil von Fotos an Mordschauplätzen inszeniert. Das ist so überbordend wie
unübersichtlich, die Abfolge all der Rubriken wirkt willkürlich. Auch bei
den Texten, nicht mehr als solide geschriebenes Beiwerk, kann noch
nachgebessert werden.
Business Punk dagegen funktioniert über die Inhalte. Und die handeln von
Machern, von Alphatieren, die nach dem Heftmotto "Work hard - play hard"
leben. Egoismus ist für sie eine Tugend. "Ich will was erreichen, aber
nicht zum Langweiler werden - dieses Lebensgefühl wollen wir authentisch
rüberbringen", so Redaktionsleiter Nikolaus Röttger von der Financial Times
Deutschland. "Ich glaube nicht an die klassische Definition, nach der work
immer das Böse und life immer das Gute ist. Es muss beides stimmen."
Und entsprechend präsentiert Business Punk Geschichten aus beiden Welten:
über den Sinn und Wahnsinn durchgearbeiteter Nächte genauso wie über Urlaub
im gemieteten Tourbus. Dazu kommen Porträts von Virgin-Gründer Richard
Branson oder Snowboardikone Shaun White - Business Punks eben, wobei der
ständige Verweis auf den Titel ein wenig bemüht wirkt. So wie überhaupt das
Konzept mitunter so leer wirkt wie der inzwischen von jeglichem subversiven
Touch befreite Begriff "Punk".
Neben Beef! und Business Punk startet heute außerdem GalaMen, morgen kommt
die zweite Ausgabe des Elternhefts Nido an die Kioske - G+J will sich und
der Branche beweisen, dass man auch bei rückläufigen Anzeigenerlösen gute,
ausgefallene, mit Herzblut gestaltete Magazine am Markt etablieren kann.
Bis auf GalaMen eint diese Magazine die Fokussierung auf Spezialthemen für
Besserverdiener und der aus der Neon bekannte Lebensweltjournalismus - hier
könnte sich eine Nische für weitere neue Projekte etablieren.
15 Oct 2009
## AUTOREN
Michael Brake
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.