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# taz.de -- Glühlampen-Verbot: Sparen mit Nebenwirkungen
> Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen haben ein Problem, zumal neun von
> zehn falsch entsorgt werden: giftiges Quecksilber. Soll die EU die
> Grenzwerte senken?
Bild: Viel gescholten: Energiesparlampen.
Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren sparen zwar viel Strom im Vergleich
zur Glühbirne, doch sie enthalten Quecksilber. Der Deutsche Naturschutzring
(DNR) fordert nun die Bundesregierung auf, sich in der EU dafür
starkzumachen, dass die Grenzwerte von Quecksilber von derzeit 5 Milligramm
pro Energiesparlampe gesenkt werden.
Das Schwermetall verdunstet schon bei Zimmertemperatur und wirkt beim
Einatmen hochgiftig. Ab September 2010 müssen die Hersteller auf der
Verpackung ihrer Lampen deshalb nach der europäischen Öko-Design-Richtlinie
angeben, wie viel Quecksilber das Produkt enthält. Die Toxizität ist
insbesondere für die Beschäftigten in den Recyclinghöfen ein Problem. "Etwa
90 Prozent der Energiesparlampen aus Privathaushalten werden falsch
entsorgt", so der DNR.
Das liege auch daran, dass die wenigsten Sammelstellen für die Annahme
ausgerüstet sind. Bei den regelmäßigen Sondermüllsammlungen werden die
Lampen jedoch überall angenommen. Der Umweltverband BUND hat wegen der
geringen Recyclingquoten auch schon ein europaweites Pfand auf
Energiesparlampen ins Gespräch gebracht.
Der derzeitige "Grenzwert muss mindestens halbiert werden", fordert
DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen nun. Für Lampen bis 25 Watt müsse ein
Wert von weniger als 2 Milligramm verbindlich festgesetzt werden. Völlig
abwegig ist das nicht: Einige Produkte halten diesen Wert heute schon ein.
Osram gibt an, Lampen mit nur 1,5 Milligramm anzubieten.
Im Durchschnitt enthielten die Osram-Produkte 2,5 Milligramm Quecksilber.
Mitbewerber Megaman nennt einen mittleren Wert von derzeit "knapp über 2
Milligramm". Insgesamt soll in 20 Prozent der Lampen am Markt weniger als 2
Milligramm des Schwermetalls stecken.
Eine Umstellung des gesamtes Sortiments auf weniger als 2 Milligramm sei
kurzfristig kaum machbar, heißt es bei den Herstellern. Dazu variiere der
Wert je nach Bauform der Produkte zu sehr. Und der Zentralverband
Elektrotechnik- und Elektronikindustrie erklärt, dass der Quecksilbergehalt
nicht beliebig gesenkt werden könne, weil dies irgendwann auf Kosten der
Lebensdauer gehe.
Im Vergleich zu früher sind die Fortschritte allerdings schon deutlich.
Laut Osram wurde der Quecksilbergehalt von Leuchtstoffröhren seit 1976 um
mehr als 90 Prozent reduziert. Bei der Energiesparlampe, die von Anfang an
weniger Quecksilber enthielt, sparten die Hersteller seit Mitte der
Achtzigerjahre immerhin 70 Prozent ein. "Die Energiesparlampen haben heute
so wenig Quecksilber, dass man 500 bis 800 Lampen braucht, um die Menge
eines Quecksilberthermometers zu erreichen", rechnet ein Sprecher von Osram
vor.
Bei Megaman weist man darauf hin, dass die eigenen Leuchtmittel in
ausgeschaltetem Zustand gar kein freies Quecksilber mehr enthielten: "Wir
verwenden eine Amalgam-Technologie", sagt ein Firmensprecher. Nur wenn die
Lampe beim Zerbrechen eingeschaltet sei, werde freies Quecksilber
abgegeben.
Grundsätzlich befürwortet der DNR Energiesparlampen jedoch. Denn
ganzheitlich betrachtet senken sie derzeit sogar die Abgabe von Quecksilber
an die Umwelt. Das liegt daran, dass beispielsweise bei der
Kohleverbrennung Quecksilber in die Umwelt gelangt. Allein der
Stromverbrauch einer konventionellen 100-Watt-Glühbirne belastet die Umwelt
jährlich mit 1 Milligramm des Schwermetalls. Im Vergleich dazu hat sich die
Energiesparlampe hinsichtlich ihrer Quecksilberbilanz also bald
amortisiert.
12 Nov 2009
## AUTOREN
Bernward Janzing
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