# taz.de -- Schweinegrippe: Impfstoff unter Kontrolle | |
> Die Liste der Impfärzte wird verlängert, und Praxen haben auch das Serum. | |
> Eine Woche nach Start der Impfaktion kommt Ordnung ins Chaos. | |
Bild: Nun reichlich vorhanden: Impfstoff gegen die Schweinegrippe | |
In der Praxis von Cecilia Pirch haben die Arzthelferinnen die | |
Schweinegrippe im Griff - zumindest was die Impftermine angeht. Patienten | |
bekommen einen Termin innerhalb von zwei Tagen, auch ohne zu einer | |
Risikogruppe zu gehören. "Der Ansturm bleibt groß, aber wir haben jetzt | |
genug Impfstoff, um ihn zu bewältigen", sagt die Arzthelferin am Telefon. | |
Die Erleichterung darüber ist ihr anzuhören, denn vor der Ruhe stand das | |
Chaos. Die Praxis in Moabit war eine der ersten, die einen Vertrag mit der | |
Berliner Gesundheitsverwaltung abschloss und sich auf deren Internetliste | |
als Impfstelle registrieren ließ. Die Telefone liefen heiß, nur der | |
Impfstoff ließ auf sich warten - erst acht Tage später trafen die | |
bestellten Dosen Pandemrix ein. | |
Solche Pannen, die in den vergangenen Wochen zu Irritation bei Impfwilligen | |
wie Ärzten führten, sind laut Gesundheitsverwaltung inzwischen passé. "Das | |
Chaos ist beseitigt, die Koordination klappt jeden Tagen besser", gibt sich | |
Sprecherin Marie-Luise Dittmar zuversichtlich. 562 Ärzte hätten bislang | |
einen Behandlungsvertrag unterschrieben, auf der Internetliste stünde jetzt | |
aber nur, wer den Impfstoff bereits erhalten habe. Bis zum Wochenende waren | |
285 Praxen unter [1][www.berlin.de/impfen] gelistet, bis Ende der Woche | |
sollen rund 200 weitere Praxen hinzukommen. | |
Die Mehrbelastung, die den Ärzten durch die Impfaktion entsteht, soll zum | |
Teil durch die Gesundheitsämter aufgefangen werden. Auch dort können sich | |
Patienten impfen lassen - vorzugsweise sollen hier aber Angestellte des | |
öffentlichen Dienstes und des Gesundheitssektors gepikt werden. Zudem haben | |
die Bezirksverwaltungen eigene Beratungshotlines eingerichtet. | |
Karin Stötzner, Patientenbeauftragte des Landes, bestätigt, dass sich viel | |
von der anfänglichen Verwirrung gelegt hat. "Die Leute waren ungehalten | |
über widersprüchliche Informationen, wussten nicht, wohin sie sich wenden | |
sollten." Das habe besonders für Urlauber gegolten. "Doch seitdem auch das | |
Tropeninstitut impft, ist eine große Unsicherheit beseitigt", sagt | |
Stötzner. Seit Mitte letzter Woche hätten die Anrufe nachgelassen, | |
inzwischen erhalte sie kaum noch Beschwerden über schlechte | |
Informationspolitik. "Alle bemühen sich nach Kräften, diese Grippe in den | |
Griff zu kriegen", ist Stötzners Eindruck. | |
Von einem flächendeckenden Impfschutz ist Berlin aber noch weit entfernt: | |
Von den 224.000 Dosen, die das Land erhalten hat, sind laut | |
Gesundheitsverwaltung bis Montag rund 113.000 verwendet worden. Die Impfung | |
von Polizei, Feuerwehr und Teilen des Gesundheitssektors steht noch aus - | |
die Beschäftigten waren zunächst gegen die saisonale Grippe geimpft worden | |
und können ab nächster Woche die H1N1-Immunisierung erhalten. | |
Das Landeslabor Berlin-Brandenburg (LLBB) hat unterdessen seine Kapazitäten | |
für die Schweinegrippediagnose erhöht. Es arbeitet mit einem Labor in | |
Frankfurt (Oder) zusammen, um bis zu 500 Proben täglich untersuchen zu | |
können. Bislang konnten lediglich 70 Proben am Tag geprüft werden. Die | |
Kapazitätserhöhung war nötig geworden, um mit dem grassierenden Virus | |
Schritt zu halten: In den letzten zwei Wochen habe sich der Anteil der | |
positiven Proben auf etwa das Doppelte erhöht, er liegt derzeit bei 20 bis | |
30 Prozent. Insgesamt ist die Zahl der gemeldeten Krankheitsfälle auf 2.122 | |
gestiegen. | |
NINA APIN | |
17 Nov 2009 | |
## LINKS | |
[1] http://www.berlin.de/impfen | |
## AUTOREN | |
Nina Apin | |
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