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# taz.de -- Handkamera-Horror im Kino: Unheimliches Erwachen
> Der kleine Film "Paranormal Activity" lockt sogar das amerikanische
> Mainstream-Publikum ins Kino. Zu Sehen ist ein Paar, dass sich aus
> nächtlicher Angst beim Schlafen filmt.
Bild: "Hast Du auch was gehört?!"
Nach einigen kleinen Festivalerfolgen lief der Film als Midnight Movie in
mehreren Collegestädten an und erzielte dort phänomenale
Einspielergebnisse. Durch Werbespots, in denen die Reaktionen des Publikums
während der Premierenvorführungen zu sehen sind, und geschicktes
Webmarketing gelang es dem Verleih Paramount in der Folgezeit, einen Buzz
zu kreieren. Als der Film US-weit startete, strömte das Mainstream-Publikum
bereitwillig in die Kinosäle.
Doch "Paranormal Activity" ist mehr als ein bloßer Marketing-Clou, denn der
Film unterläuft konsequent die Erwartungshaltung des Zuschauers. Dabei
lässt sich allerdings so genau nicht sagen, ob dies einer genialen
ironischen Brechung oder eher einem sagenhaften dramaturgischen
Dilettantismus zu verdanken ist. Was man zu sehen bekommt, ist eine auf
winzigen Variationen basierende Wiederkehr des Immergleichen von
Schlafengehen, Heimgesucht-Werden, Schreien, Aufwachen und Drüber-Reden,
was für sich genommen eigentlich furchtbar dröge wäre. Unterhaltsam wird
das Ganze erst dadurch, dass die Protagonisten, statt sich der Lösung des
Dämonen-Problems zu widmen, in einer wundervoll lebensecht improvisierten
Beziehungskrise versacken.
Eine Qualität von "Paranormal Activity" liegt in der Plausibilität der
visuellen Darstellung. Filme mit Handkamera-Ästhetik - unabhängig davon, ob
diese nun echt ist oder aufwändig choreografiert - funktionieren immer dann
am besten, wenn diese Ästhetik ihre Logik aus der Geschichte selbst
bezieht. Wenn also, wie in "The Blair Witch Project" oder "Cloverfield",
das Sich-gegenseitig-Filmen der Figuren zum Bestandteil des Plots wird.
Denn dadurch gibt sich das Filmbild nicht mehr als ein von Regisseur und
Kameramann erzeugtes ästhetisches Gebilde zu lesen. Im Falle von
"Paranormal Activity" entsteht dadurch eine Unmittelbarkeit, die sich auf
anderem Wege nur schwerlich erzielen ließe.
17 Nov 2009
## AUTOREN
Andreas Resch
## TAGS
Kino
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