# taz.de -- Hannelore Hoger über Bella Block: "Sie ist ein rechter Arm von mir" | |
> Krimi Hauptdarstellerin Hannelore Hoger und Regisseur Max Färberböck über | |
> den Neuanfang von "Bella Block" als Pensionärin: "Vorsehung", Sa., 20.15 | |
> Uhr, ZDF. | |
Bild: Ein starkes Team: Hannelore Hoger und Max Färberböck. | |
taz: Frau Hoger, Sie haben 1997 gesagt: "An der Bella hänge ich sehr." Und | |
zwölf Jahre später? | |
Hannelore Hoger: Sie ist noch immer ein rechter Arm von mir. Ich verdanke | |
ihr viele schöne, sehr unterschiedliche Filme, wie das so ist bei | |
wechselnden Autoren und Regisseuren. | |
Wie hat sich Ihr Verhältnis zur Figur im Laufe Ihrer 16 Jahre als Bella | |
Block verändert? | |
So wie ich mich verändert habe. Ich sehe nicht mehr so aus wie damals, bin | |
16 Jahre älter geworden. Und das hinterlässt Spuren - am Körper und im | |
Kopf. Im Kern bleibt man sich aber natürlich erhalten. Ich ess das jetzt | |
mal eben auf (zeigt auf den Cateringteller vor sich). Fragen Sie doch mal | |
den Färberböck was. | |
Zu Befehl! Herr Färberböck, Sie haben die ersten beiden "Bella Block"-Filme | |
inszeniert und nun, nach knapp 15 Jahren, wieder einen. Warum? | |
Max Färberböck: Weil man mich gefragt hat. Das ZDF und die | |
UFA-Fernsehproduktion fanden es eine gute Idee, dass derjenige, der den | |
Anfang gemacht hat, die Zeit unmittelbar nach Bellas Pensionierung | |
verfilmt, die Rückkehr ins Private. Und dieser Gedanke, übrigens die | |
einzige Vorgabe des Senders, der hat mir Spaß gemacht. Denn dazu ist mir | |
erst mal gar nichts eingefallen. Mit Krimiklischees kam man nicht weiter, | |
weil Bella ja keine Kommissarin mehr ist. Und dann stand relativ schnell | |
das Grundgefühl fest, dass sie ihr neues Leben genießt, das frisch ist und | |
schön und nicht nur Mord und Totschlag. Die Geschichte dazu schrieb sich | |
dann fast von selbst. | |
Frau Hoger, war es für Sie auch besonders lustvoll, diese Privatheit | |
betonen zu können? | |
Ja, ich empfinde das als große Bereicherung für die Figur. Ein Chirurg kann | |
ja auch nicht immer nur operieren - da würde er ja verrückt. Es gibt einen | |
sehr schönen Satz vom jungen Karl Marx, den ich sehr liebe: "Nur Arbeit und | |
kein Spiel macht dumm." Die Bella Block und ich, wir haben beide sehr viel | |
gearbeitet. Wenn ich mein Leben noch mal leben könnte, würde ich einiges | |
anders machen. Ich würde vielfältiger arbeiten wollen, noch vielfältiger - | |
und bewusster, mir mehr Zeit zu leben nehmen. | |
Herr Färberböck, wie intensiv haben Sie die Reihe und die | |
Figurenentwicklung verfolgt? | |
Nicht so sehr. Ich habe vier oder fünf der Filme gesehen und hatte den | |
Eindruck, dass sich die seelische Vielfalt der Figur weiterentwickelt hat. | |
Das war schon bei meinen Filmen das Anliegen: Im ersten war Bella eine | |
politische Figur, eine moralische Löwin, eine überzeugte Demokratin. Als | |
der Film sehr erfolgreich war, habe ich drauf bestanden, im zweiten alles | |
anders zu machen, damit keine Fernsehfigur entsteht, sondern ein Mensch. | |
Wie groß ist für Sie als Regisseur und Autor die Verantwortung gegenüber | |
einer von anderen vollzogenen Entwicklung? | |
Ich fühlte mich in der Arbeit völlig unbeschwert, weil ich mich nicht mit | |
der Vergangenheit der Figur auseinandersetzen musste, sondern | |
ausschließlich in die Zukunft gucken konnte. | |
Frau Hoger, ist Bella Block immer noch eine politische Figur? | |
Die Bella Block hat sich nie weit von sich entfernt. Sie wird immer eine | |
Demokratin bleiben, wird nicht zu Hussein überlaufen - den gibts ja auch | |
gar nicht mehr. Sie wird auch nicht katholisch werden oder wegen eines | |
neuen Freundes plötzlich vollkommen andere Ansichten entwickeln. Dafür ist | |
die Figur nicht geeignet. Das würde ich auch nicht mitmachen. | |
Wie lange kann das noch so weitergehen? | |
Nicht endlos. | |
Stand ein Ende der Reihe schon mal zur Debatte? | |
Nicht wirklich, dafür wird die Reihe vom ZDF und den Zuschauern viel zu | |
sehr geschätzt. Mal sehen, welche Resonanz der Neuanfang der Figur im | |
Privaten hat, sonst wird man es vielleicht auch mal bleiben lassen. | |
Aber konkrete Planungen gibt es nicht? | |
Nein, wir haben in Schweden schon einen weiteren Film mit Rolf Lassgård | |
abgedreht und planen jetzt zwei fürs nächste Jahr - alles weitere wird man | |
dann sehen. Ich bin ja keine 17 mehr. Sicherlich wird man sich irgendwann | |
verabschieden müssen. | |
Haben Sie Angst davor? | |
Ja, dann kriege ich weniger Geld - was aber auch nichts macht. Ich bin mein | |
Leben lang mit wenig Geld ausgekommen, ich war ja 28 Jahre fest am Theater | |
engagiert. Da wurde ich finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet. | |
Aber ist es nicht ein seltsamer Gedanke, wenn eine Rolle, die Sie so lange | |
gespielt haben, plötzlich weg wäre? | |
Wissen Sie: Der seltsamste Gedanke ist, wenn Menschen sterben, die man gut | |
kennt, dann kann man sich schwer vorstellen, dass es sie nicht mehr gibt, | |
dass sie nicht mehr da sind, dass sie nie wiederkommen. Und das ist, glaube | |
ich, das Geheimnis des Lebens: dass wir uns mit bestimmten Dingen abfinden | |
müssen. Und die liegen eben im Abschied. Das war das Wort zum Sonntag. | |
27 Nov 2009 | |
## AUTOREN | |
David Denk | |
David Denk | |
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Schauspielerin | |
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