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# taz.de -- Kommentar Demjanjuk: Nicht der letzte seiner Art
> Demnjanjuk ist der erste US-Bürger, der an die Deutschen ausgeliefert
> wurde. Auch das setzt neue Maßstäbe.
Das Verfahren gegen John Ivan Demjanjuk ist eine Premiere. Zum ersten Mal
wird in Deutschland einem mutmaßlichen ausländischen Helfer, der den Nazis
beim Völkermord an den Juden zur Seite stand, der Prozess gemacht. Dass es
erst jetzt dazu kommt, blamiert die bundesdeutsche Nachkriegsjustiz.
Demjanjuk aufgrund seines hohen Alters heute nicht mehr anzuklagen, hätte
allerdings bedeutet, den schlafmützigen Ermittlern aus der Adenauer-Ära
nachträglich Recht zu geben. Solange Demjanjuk verhandlungsfähig ist, gilt
für ihn wie für alle anderen der Grundsatz: Mord verjährt nicht.
Das öffentliche Interesse am Demjanjuk-Prozess ist ein gutes Zeichen.
Allerdings: Es handelt sich dabei nicht um einen neuen Eichmann-Prozess.
Demjanjuk war, wenn er denn schuldig ist, nur ein ganz kleines Rädchen im
Getriebe der Nazi-Todesfabriken. Von den Nazi-Entscheidungsträgern dagegen
wurden nur die wenigsten jemals zur Rechenschaft gezogen. Das ist der
eigentliche Skandal, und daran können auch zehn Demjanjuk-Prozesse nichts
mehr ändern.
Dennoch ist das Verfahren wegweisend. Zum ersten Mal hat die Bundesrepublik
Deutschland im Vorfeld zugestimmt, dass ein mutmaßlicher NS-Täter aus den
Vereinigten Staaten nach Deutschland ausgewiesen wird. In den USA warten
noch andere, denen wie John Ivan Demjanjuk die US-Staatsbürgerschaft
entzogen wurde, weil sie Helfer der Nazis waren. Sie dürfen aber dort
bleiben, weil sich kein Staat findet, der sie aufnehmen würde.
Außenminister Westerwelle könnte hier ein Zeichen setzen und die deutsche
Bereitschaft erklären, diese Männer einreisen zu lassen. Dann wäre der
Demjanjuk-Prozess nicht der letzte seiner Art - sondern der Auftakt zu
einer ganzen Reihe von Verfahren gegen vergleichbare Täter.
30 Nov 2009
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
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