# taz.de -- Jüdischer Friedhof in Weißensee wird saniert: Friedhof wird aufge… | |
> Der Jüdische Friedhof in Weißensee wird bis 2012 für viel Geld saniert. | |
> Ziel ist die Aufnahme ins Unesco-Weltkulturerbe. Die Aussichten darauf | |
> sind aber ungewiss. | |
Bild: Jüdischer Friedhof in Weißensee - noch nicht Unesco-Weltkulturerbe | |
Der Fall der einen Mauer wurde gerade erst zum 20. Mal gefeiert, schon wird | |
eine andere wieder in Schuss gebracht: Die Einfriedungsmauer auf dem | |
Jüdischen Friedhof in Weißensee wird bis 2012 auf einer Länge von einem | |
Kilometer restauriert. Außerdem sollen in den nächsten drei Jahren jeweils | |
zehn Gräber grundsaniert werden. Ziel ist es, dass der Friedhof in die | |
Liste der Weltkulturerbestätten der Unesco aufgenommen wird. | |
Durch die Restaurierung "verbessern sich die Chancen, dass der Friedhof zum | |
Weltkulturerbe erklärt wird", sagte Lala Süsskind, Vorsitzende der | |
Jüdischen Gemeinde Berlins bei der Vorstellung des Sanierungsprojekts am | |
Donnerstag. Die Stadtentwicklungssenatorin, Ingeborg Junge-Reyer (SPD) | |
ergänzte bei der Besichtigung der Baustelle, dass die Ernennung "nicht nur | |
ein Zeichen für die Vergangenheit, sondern auch für die Zukunft Berlins" | |
wäre. Die Friedhofssanierung kostet rund zwei Millionen Euro, die zum | |
Großteil der Bund und das Land Berlin übernehmen. Einen Teil steuert die | |
Jüdische Gemeinde bei. Ein erstes Zwischenergebnis der Mauerrenovierungen | |
soll Ende des kommenden Jahres auf einer internationalen Tagung des | |
Landesdenkmalamtes in Zusammenarbeit mit dem Centrum Judaicum in Berlin | |
präsentiert werden. | |
Der Friedhof in Weißensee wurde 1880 erbaut. Mit einer Fläche von 40 Hektar | |
ist er der größte jüdische Friedhof Europas. Er umfasst 115.000 | |
Grabstätten. Beachtlich ist auch die Liste der Persönlichkeiten, die dort | |
bestattet sind, wie etwa der Verleger Rudolf Mosse, der Politiker Max | |
Hirsch oder der Journalist Theodor Wolff. | |
Während die Restaurierungsarbeiten an der historischen Ziegelmauer gerade | |
erst beginnen, wurden schon seit 1992 etwa 40 Sandstein- und | |
Marmorgrabstätten vor dem Verfall gerettet. "Wir haben uns vorgenommen, | |
jedes Jahr zehn Grabmale zu restaurieren", berichtet Klaus-Henning von | |
Krosigk, stellvertretender Landeskonservator Berlins. Mehr seien auch nicht | |
zu schaffen, ergänzt Gesine Sturm vom Landesdenkmalamt. "Es würde allein | |
schon Jahre dauern, nur die umgefallenen Grabsteine wieder aufzurichten", | |
sagt sie. Für die noch ausstehenden Graberneuerungen sind insgesamt 280.000 | |
Euro vorgesehen, 200.000 Euro bezahlt der Bund, den Rest übernehmen Berlin | |
und die Jüdische Gemeinde. | |
Während die Sanierungsarbeiten planbar und die Kosten dafür kalkulierbar | |
sind, ist die angestrebte Aufnahme in das Weltkulturerbe eine deutlich | |
schwierigere Angelegenheit. "Es gibt auch in anderen europäischen Städten | |
bedeutende jüdische Friedhöfe, etwa in Wien, Prag oder Budapest", erklärt | |
Sturm. Die Unesco-Kommission würde bei der Auswahl darauf achten, dass | |
Länder mit weniger Kulturerbestätten bevorzugt würden. "Filling the gap" - | |
die Lücke schließen - nennt sich dieses Vorgehen, erklärt die | |
Gartendenkmalpflegerin. Ob und wann der Berliner Friedhof aufgenommen | |
würde, sei nicht planbar. "Bei den Berliner Siedlungen hat es 12 Jahre | |
gedauert, vielleicht dauert es jetzt bis zu 15 Jahre." | |
3 Dec 2009 | |
## AUTOREN | |
Jan Mohnhaupt | |
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