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# taz.de -- Journalistin bekommt Mordrohungen: Gefährliches Erbe
> Die weißrussische Journalistin Irina Chalip bekommt erneut Morddrohungen.
> Der Verdacht fällt auf den russsichen Geheimdienst KGB.
Bild: Wird bedroht: Die weissrussische Journalistin Irina Chalip zusammen mit P…
BERLIN taz | Unbequeme Veröffentlichungen können in Weißrussland tödlich
enden. Das bekommt dieser Tage auch Irina Chalip zu spüren. Am 22. November
hatte die Minsk-Korrespondentin der oppositionellen Moskauer Zeitung Nowaja
Gaseta ihrer Redaktion ein Manuskript zukommen lassen. Einen Tag später
erhielt die 42-Jährige eine E-Mail. "Wenn du deinen Artikel nicht
zurückziehst, wirst du bald Anna Politkowskaja treffen!" - die russische
Journalistin und Mitarbeiterin der Nowaja Gaseta war im Oktober 2006 vor
ihrem Haus in Moskau erschossen worden. Mit einem anonymen Anruf wurde
Chalip am 25. November davor gewarnt, im Fall einer Veröffentlichung ihre
Wohnung zu verlassen. Einen Tag später kam ein Telegramm: Chalip solle beim
Schreiben an ihren Sohn denken.
In "Krieg um das Erbe des Oligarchen", dem Beitrag, der Chalip die
Todesdrohung einbrachte, geht es um die Hinterlassenschaft des 2008
verstorbenen Georgiers Badri Patarkatsischwili. Der milliardenschwere
Geschäftsmann hatte 160 Millionen US-Dollar in die weißrussische staatliche
Ölfirma Belneftekhim investiert und besaß Anteile an der verarbeitenden
Holzindustrie in Weißrussland. Glaubt man Chalips Recherchen, interessiert
sich für den Nachlass neben Weißrusslands Staatsspitze auch der im Londoner
Exil lebende russische Oligarch Boris Beressowski.
Im März 2008 reiste der US-Anwalt Emmanuel Zeltser nach Minsk, um die
Interessen eines Verwandten des Georgiers in Sachen Erbschaft wahrzunehmen.
Nach seiner Ankunft wurde er vom weißrussischen Geheimdienst KGB verhaftet
und unter dem Vorwurf, Dokumente gefälscht zu haben, zu drei Jahren Haft
verurteilt. Im Juli 2009 wurde Zeltser durch Präsident Alexander
Lukaschenko begnadigt und kam frei.
Irina Chalip ist sich sicher, dass der KGB hinter den
Einschüchterungsversuchen steht. Einige der dort genannten Details wiesen
eindeutig darauf hin, dass ihre gesamte Kommunikation abgehört und
abgefangen werde. Über eine entsprechende Logistik verfüge jedoch nur der
Geheimdienst, sagte sie in einem Interview mit der weißrussischen
Menschenrechtsorganisation Charter 97.
Irina Chalip, die seit 15 Jahren als Journalistin vor allem zum Thema
Menschen- und Bürgerrechte arbeitet, gerät nicht zum ersten Mal ins Visier
der autoritären Staatsmacht. Mehrmals nahm die Polizei sie fest, verhörte
und misshandelte sie.
Die US-Menschenrechtsorganisation Committee to Protect Journalists hat
jetzt die weißrussische Regierung aufgefordert, die für die Drohungen gegen
Chalip Verantwortlichen dingfest zu machen und sie für ihre Taten
gerichtlich zur Verantwortung zu ziehen - ein Appell, der folgenlos bleiben
dürfte.
Irina Chalip ist fest entschlossen, sich dem Druck auch weiter zu
widersetzen. Und: "Leute, bleibt nicht in euren Küchen sitzen!", sagte sie
in dem bereits zitierten Interview. "Das hat noch niemandem genützt."
14 Dec 2009
## AUTOREN
Barbara Oertel
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