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# taz.de -- EU senkt Zoll auf Latino-Bananen: Preiskampf befürchtet
> Nach jahrelangem Streit einigen sich Lateinamerika und die Europäische
> Union. Entwicklungsorganisation Oxfam befürchtet nun einen Preiskampf
> zulasten der Arbeiter.
Bild: Bananen werden vermutlich noch billiger.
BERLIN taz | Nach mehr als 15 Jahren haben die EU und Lateinamerika ihren
Streit über Einfuhrzölle auf Bananen beendet. Laut dem nun verkündeten
Kompromiss senkt die EU die Steuer auf Importe aus Mittel- und Südamerika
bis spätestens 2019 von 176 auf 114 Euro pro Tonne. Schon ab sofort will
sie 28 Euro weniger als bisher kassieren. Im Gegenzug akzeptierten
Produzenten wie Ecuador, Costa Rica und Kolumbien, dass ihre Konkurrenten
aus den AKP-Ländern (Afrika, Karibik, Pazifik) weiterhin zollfrei nach
Europa exportieren dürfen.
Gegen diese Vorzugskonditionen hatten die Latinos vor der
Welthandelsorganisation (WTO) erfolgreich geklagt. Die Europäer
argumentierten beispielsweise, dass sie die Bananenproduzenten in ihren
ehemaligen Kolonien in der Karibik unterstützen wollten. Die sind meist
kleiner und oft umweltfreundlicher als die riesigen Monokulturen in Mittel-
und Südamerika. Die Lateinamerikaner produzieren in erster Linie für
US-Konzerne wie Chiquita, Dole und DelMonte, denen miserable
Arbeitsbedingungen und hoher Pestizideinsatz vorgeworfen werden.
"Wir haben kleine, bäuerliche Strukturen, die anderen haben große,
industrielle", sagte AKP-Unterhändler Shree Servansing am Mittwoch der taz.
"Wir feiern diese Einigung nicht. Sie wird besonders unsere armen Bauern
treffen." Die erstarkte Konkurrenz aus Lateinamerika könne in manchen
AKP-Ländern die gesamte Bananenbranche "auslöschen".
Die Entwicklungsorganisation Oxfam fürchtet, dass die Zollsenkungen den
Preiskampf anheizen werden. Dabei bieten Discounter schon jetzt das Kilo
für 79 Cent an. "Wenn Bananen aus Lateinamerika billiger in der EU verkauft
werden, müssen die anderen Produzenten ihre Kosten senken", prognostiziert
Agrarexpertin Marita Wiggerthale. Das würden die Plantagenarbeiter zu
spüren bekommen.
Für den ecuadorianischen Vertreter bei der WTO, Cesar Montano, dagegen ist
der Kompromiss eine "gute Leistung". Zwar müssten die Latinos weiter Zölle
auf ihre Bananen zahlen, aber: "Es ist schwierig für ein kleines Land wie
Ecuador, Strafmaßnahmen gegen ein mächtiges WTO-Mitglied wie die EU
durchzusetzen." Viele Produzenten in der Karibik kämen nun vielleicht in
Schwierigkeiten. Doch dafür würden sie auch von der EU entschädigt.
Tatsächlich will die EU-Kommission den AKP-Bananenexportländern bis zu 200
Millionen Euro geben, damit sie sich an den härteren Wettbewerb anpassen
können.
Als Vertreter der Großkonzerne wollen sich die Unterstützer der Latinos
nicht verstanden wissen. Laut der Organisation Banafair, die
Fair-Trade-Biobananen aus der Region importiert, sind etwa in Ecuador die
meisten der rund 5.000 Produzenten kleine und mittlere Betriebe. "Auch die
hat die EU mit ihren Einfuhrregeln bestraft", schimpft
Banafair-Geschäftsführer Rudi Pfeifer. Er fordert deshalb, durch
Handelserleichterungen nicht Regionen, sondern nur nachhaltig arbeitende
Produzenten zu unterstützen.
16 Dec 2009
## AUTOREN
Jost Maurin
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