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# taz.de -- CCC-Aktionen gegen Rechts: Hacker outen Thor-Steinar-Fans
> Am Rande des Jahreskongresses des Chaos Computer Clubs enterten Hacker
> rechte Seiten. Und veröffentlichten etwa, wo Kleidung von Thor Steinar
> gerne getragen wird.
Bild: Analoger Protest gegen einen Thor-Steinar-Laden in Berlin-Friedrichshain.
BERLIN taz Das meistgenutzte Passwort des Flirtportals "MA Flirt" ist
"123456", gleich danach folgen "landser", "landser88" und "siegheil". Die
Partnerbörse gilt als Treffpunkt der rechten Szene, Nutzer heißen
"NSbunnyMV" oder "SSteffan". Jetzt stehen ihre Daten im Netz. Am Rande des
Jahreskongresses des Chaos Computer Clubs enterten Hacker die Seite und
veröffentlichten Profile sowie eine Top-Ten-Liste der Passwörter.
Hacker stellten außerdem die Kundendatenbank von Thor Steinar ins Netz -
samt Namen und Adressen. "Wir verkünden stolz, dass wir die Kundendatenbank
von Thor Steinar gehackt haben", schreiben Hacker im Kongress-Wiki. Als
Begründung führen die Autoren an, die Kleidungsmarke aus dem
brandenburgischen Königs Wusterhausen bediene Symbole der Neonaziszene. Die
Daten wurden danach bereits im Frühjahr 2009 erbeutet und anlässlich des
Kongresses öffentlich gemacht.
"Hackeraktivismus gibt es das ganze Jahr über, und von so einem großen
Kongress versprechen sich einige besondere Aufmerksamkeit", sagte Constanze
Kurz, Sprecherin des Chaos Computer Clubs (CCC). Es handle sich nicht um
eine Aktion des CCC. "Auf unser Wiki kann jeder frei zugreifen, selbst wenn
er nicht einmal auf dem Kongress ist", sagte Kurz.
Der jährliche Kongress des Clubs fand zwischen Weihnachten und Silvester
mit mehr als 3.000 Teilnehmern in Berlin statt. Im letzten Jahr wurden am
Rande des Treffens bereits mehrere NPD-Seiten zwischenzeitlich lahmgelegt.
Aus bei Thor Steinar erbeuteten Daten erstellte ein Hacker eine Karte, in
der er die Postleitzahlen der Bestellungen ins Verhältnis zur Einwohnerzahl
der Landkreise setzte. Danach wird Thor-Steinar-Kleidung gerne im Osten
Deutschlands getragen, allerdings gibt es weitere Schwerpunkte, etwa in
Rheinland-Pfalz. Nach den Informationen gingen auf der Seite im Jahr 2008
Onlinebestellungen im Wert von 1.265.397 Euro ein, ein Jahr vorher waren es
1.807.215 Euro, 2006 demnach noch 459.546 Euro. Dem österreichischen
Standard zufolge sagte ein Vertreter der Website Thor Steinar, dass
"rechtliche Schritte zur Feststellung der Täter eingeleitet wurden". Der
CCC bekam erste Drohungen aus der rechten Szene.
Gleichzeitig gebe es Anfragen von CCC-Mitgliedern, wie es sich mit der
Hackerethik vereinbaren lasse, Kundendaten zu veröffentlichen. "Das ist
definitiv nicht gemäß unserer Ethik", sagt Sprecherin Constanze Kurz.
Private Daten gehörten geschützt. Es seien auch keine solchen Daten auf
Servern des CCC zu finden. Gleichzeitig sei ihr natürlich bewusst, dass
Hacker durch ihre Aktionen Öffentlichkeit darüber herstellen könnten, wo
sich die Naziszene im Netz organisiere.
Ihr CCC-Kollege Felix von Leitner, stolzer Verbreiter von
Verschwörungstheorien im Netz, schrieb in seinem Blog seine Erklärung der
Vorfälle auf. Seine Theorie sei, "dass der Verfassungsschutz uns das
untergejubelt haben könnte, damit wir die Hände damit voll haben, uns mit
den Nazis herumzuärgern, und ihnen nicht mehr ständig ihre
Ermächtigungsgesetze kaputt schießen können. Eine andere Theorie wäre, dass
sie mit den Daten ihren V-Männern mehr Street Cred geben wollen."
2 Jan 2010
## AUTOREN
Luise Strothmann
Luise Strothmann
## TAGS
Rechtsextremismus
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