# taz.de -- Kinderarbeit in Usbekistan: Aufs Baumwollfeld statt zur Schule | |
> Jeden Herbst müssen Kinder in Usbekistan bei der Baumwollernte helfen. | |
> Die Regierung geht kaum gegen die Ausbeutung vor. Usbekistan ist weltweit | |
> drittgrößter Baumwollexporteur. | |
Bild: Trotz UN-Konvention gegen Kinderarbeit: Kinder bei der Baumwollernte. | |
BERLIN taz | Jedes Jahr zur Erntezeit arbeiten usbekische Kinder wochenlang | |
in den Baumwollfeldern. Lehrer unterrichten während der Erntezeit in dem | |
zentralasiatischen Land nicht Lesen und Schreiben, sondern kontrollieren | |
das Gewicht der von Kinderhänden eingesammelten Baumwolle. Der Ernteeinsatz | |
der Jüngsten ist vom Staat gewollt. Usbekistan ist mit einer | |
durchschnittlichen Jahresernte von knapp einer Million Tonnen weltweit der | |
fünfgrößte Produzent und drittgrößte Exporteur der flauschigen Frucht. Eine | |
BBC-Reportage zeigte 2007, wie die usbekische Polizei Kinder in die | |
Baumwollfelder zwingt. Der Fernsehbericht entfachte in Großbritannien eine | |
Boykottdebatte. | |
Die usbekische Regierung unterzeichnete daraufhin die UN-Konvention gegen | |
Kinderarbeit. Der Erlös aus dem Baumwollverkauf ist neben Gas und Gold | |
einer der wichtigsten Devisenbringer für die usbekische Elite. Die Farmer | |
des zentralasiatischen Landes haben davon kaum etwas. Sie werden vom Staat | |
gezwungen, die Frucht anzubauen und diese zu einem festgelegten Betrag weit | |
unter dem Weltmarktpreis an den Staat zu verkaufen. | |
"Die usbekische Regierung hat bisher nicht glaubhaft machen können, dass | |
tatsächlich gegen Kinderarbeit vorgegangen wird", sagt der | |
Unternehmenssprecher von C & A Thorsten Rolfes der taz. Das europäische | |
Bekleidungsunternehmen erklärt auf seiner Internetseite: "C & A hat bereits | |
im Dezember 2007 weltweit alle seine Lieferanten schriftlich verpflichtet, | |
keine Baumwolle aus Usbekistan für C & A-Produkte zu verarbeiten." Die | |
Einhaltung des Verbots, usbekische Baumwolle zu benutzen, werde im Auftrag | |
von C & A direkt bei den Lieferanten kontrolliert. Rolfes ist sicher, dass | |
in den Textilien der Handelskette keine Baumwolle aus dem | |
zentralasiatischen Land zu finden sei. | |
Die Kinderarbeit bei der Baumwollernte in Usbekistan widerspricht auch den | |
Codes of Conduct der anderen gängigen Handelsketten. Kik, Woolworth, | |
Tschibo, Metro oder Karstadt verweisen auf ihre Bestimmungen, die vorgeben, | |
dass ihre Produkte komplett ohne Kinderarbeit hergestellt werden. Falls ein | |
Lieferant dagegen verstoße, müsse dieser mit Sanktionen der Handelshäuser | |
rechnen. Doch die Kontrolle ist schwierig. "Usbekistan ist mit einer der | |
größten Baumwollproduzenten der Welt. Da ist es klar, dass diese Baumwolle | |
überall anzutreffen sein kann - in jeder Art von Baumwollprodukten, nicht | |
nur in unseren Textilien", gibt die Pressesprecherin von Kik, Aniko Nadine | |
Kalle, zu. | |
"Ohne Kontrollen sind die wohlklingenden Codes of Conduct der Handelsfirmen | |
nur Papier", sagt die Hamburger Verbraucherschützerin Kirsten Brodde. Für | |
den bewussten Verkäufer müsse der Weg der Baumwolle vom Feld bis in den | |
Kleiderschrank nachvollziehbar werden. Dazu müsse ein international | |
gültiges Siegel her, sagt Brodde. | |
12 Jan 2010 | |
## AUTOREN | |
Marcus Bensmann | |
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