# taz.de -- Netz-Aktivisten treffen Innenminister: Suppe per Twitter | |
> Der Innenminister traf sich mit Vertretern der Netz-Community. Konkrete | |
> Versprechungen und Ergebnisse blieben aus, zumindest der Service war gut. | |
Bild: Teilnehmer neben dem Innenminister: Netzpolitik.org, AK Vorrat und der Ch… | |
So etwas gab es noch nie: Der Bundesinnenminister traf sich mit Kritikern | |
aus der Netzwelt und hörte ihnen zu. Thomas de Maizière hatte zum Dialog | |
über "Datenschutz und Datensicherheit im Internet" geladen. Mit dabei waren | |
unter anderem Markus Beckedahl (netzpolitik.org), Patrick Breyer (AK | |
Vorrat) und Andy Müller-Maguhn (Chaos Computer Club). In der Netzgemeinde | |
war die Einladung überwiegend positiv aufgenommen worden: Wenn es eine | |
Chance gebe, die eigenen Forderungen vorzubringen, sollte man sie auch | |
nutzen. | |
Die 16 Teilnehmer des Dialogs saßen im Quadrat, an jeder Seite vier | |
Personen. Bei soviel Teilnehmern kam jeder an diesem Nachmittag nur ein bis | |
drei Mal zu Wort. Immerhin war der Tenor einhellig: Der Datenschutz und die | |
Haftung für Datenpannen muss verbessert werden. Unternehmen sollten | |
jährlich den Kunden in einem Datenbrief mitteilen, welche Daten über sie | |
gespeichert sind. | |
Die Vorratsdatenspeicherung sollte wieder abgeschafft werden. "Es war | |
angenehm, dass in dieser Runde nur Leute saßen, die für mehr Datenschutz | |
plädierten", so Beckedahl zur taz, "und dass diesmal nicht gleich das | |
Bundeskriminalamt und die Musikindustrie widersprachen." | |
Den neuen Innenminister nahm Beckedahl als "dialogorientiert" wahr, "das | |
ist schon mal ein Kontrast zu seinen Vorgängern Kanther, Schily oder | |
Schäuble". De Maizière habe überwiegend zugehört und etwa einmal pro Stunde | |
zusammengefasst, was er verstanden habe. "Da hat man zwar gemerkt, dass das | |
Thema Internet für ihn neu ist, aber sicher werden ihm seine Mitarbeiter | |
das noch mal erklären", kommentierte Beckedahl mit mildem Spott. | |
Auch aus der Veranstaltung selbst schickte Beckedahl via Twitter seine | |
Kommentare: "De Maizière hat das Privacy by Design nicht richtig | |
verstanden", meldete Beckedahl etwa - und stellte bald fest, dass das | |
Mitarbeiter des Innenministeriums live mitlasen. Als de Maizère eine Suppe | |
serviert bekam, twitterte Beckedahl: "Zweiklassengesellschaft. Minister | |
bekommt Essen an Tisch gebracht. Rest darf hungern." Prompt wurde auch | |
Beckedahl eine Suppe angeboten. | |
Später nutzte der Blogger den Kommunikationsweg gezielt: "Würde gerne mehr | |
twittern, aber Akku gleich leer". Und kurze Zeit später brachten ihm die | |
Ministerialen ein Ladegerät. "Der Service ist gut", quittierte Beckedahl. | |
Konkrete Ergebnisse lieferte die Runde wie erwartet nicht. De Maizère | |
machte keinen Versprechungen. Neben dem Kennenlernen ging es für beide | |
Seiten vor allem um PR. Der Innenminister zeigte sich offen und warb um | |
Vertrauen. Die Netz-Aktivisten nutzten die Gelegenheit, um auf ihre | |
Forderungen aufmerksam zu machen. Der AK Vorrat hatte am Montag eigens ein | |
15-seitiges Forderungspapier veröffentlicht (wir berichteten). | |
Die Dialogrunde wurde mit vier Kameras aufgezeichnet und soll demnächst im | |
Internet auf [1][www.e-konsultation.de/netzpolitik/] veröffentlicht werden. | |
19 Jan 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.e-konsultation.de/netzpolitik/ | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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