# taz.de -- Kontrolle aus dem Weltraum: Mit Astrium auf sicherem Boden | |
> Die Weltraum-Firma Astrium stellt ein Sicherheitssystem für den | |
> internationalen Containerverkehr vor, die Bremer Spedition Hellmann | |
> probiert es aus | |
Bild: Bremens Wirtschaftssenator Ralf Nagel (SPD) repräsentiert wieder | |
Mindestens 150 riesige "Röntgengeräte", die Container für den Seeverkehr in | |
die USA durchleuten können, müsste allein das Containerterminal Bremerhaven | |
anschaffen, angesichts von 600.000 Containern pro Jahr würde es dennoch | |
tagelange Warteschlangen vor den Groß-Scannern geben - das ist das | |
Schreckens-Szenario, das aufgrund der US-amerikanischen | |
Sicherheitsbestimmungen ab 2012 droht. Man will eben wissen, was in den | |
Kisten drin ist, die über die Häfen an Land kommen. | |
Gestern wurde in Bremen die elegante Lösung für dieses Problem vorgestellt: | |
Eine Metall-Box von knapp einem Kilo Gewicht könnte Sicherheit garantieren. | |
Und noch mehr. Die Firma Astrium, die sonst für ihre Technologien für | |
bemannte Raumfahrt und die Trägerrakete Ariane bekannt ist, hat das System | |
entwickelt und kooperiert dabei mit dem Transportunternehmen Hellmann und | |
mit Eurogate. Die Idee von "Secure System" klingt einfach: Die kleine Box | |
sendet permanent Daten an eine Kontrollstation. Da geht es nicht nur darum, | |
wo sich die Box gerade befindet, die Box funktioniert auch als Alarmsystem | |
bei unautorisierten Öffnungen des Containers, sie kann mit Sensoren | |
verbunden werden, die die Temperatur innerhalb des Containers überwachen | |
oder Zerstörungen der Containerwand melden. Am heimischen Laptop kann also | |
jeder, der befugt ist, sich über den Zustand seiner Ware informieren. Mit | |
diesem System könnte man die Zahl der "unsicheren" Container auf eine | |
kleine Anzahl reduzieren. Astrium will die amerikanische Politik davon | |
überzeugen, dass die Technologie "made in Bremen" intelligenter ist. | |
Seit sechs Jahren arbeitet Wolfgang Busch von Astrium an dem System, erst | |
jetzt wagt die Firma den öffentlich beachteten Praxistest. Auf die Frage, | |
warum gerade Astrium sich mit solchen Themen beschäftigt, gibt es zwei | |
Antworten: Erstens will Astrium seine Kompetenz für Dienstleitungen auf der | |
Erde nutzen, um damit neben den meist öffentlich finanzierten Aufträgen der | |
Raumfahrt ein zweites Standbein aufzubauen. Zweitens erfordert das System | |
eine extreme Zuverlässigkeit - was für Weltraum-Projekte der Standard ist. | |
Mit 20 Containern will die Bremer Spedition Hellmann ab sofort dieses | |
System in der harten Realität von Wind und Wasser des Überseeverkehrs | |
testen. Auch unabhängig von der US-amerikanischen Sicherheitspolitik sehen | |
die Firmen, die hinter dem Projekt stehen, "weltweit" Bedarf an Sicherheit: | |
Sobald eine Ladung besonderen Wert hat wie etwa ein Container voller | |
Flachbildschirme, kann sich Secure System rechnen. Für die | |
Rindfleisch-Transporte aus Südamerika würde die Frage interessant sein, ob | |
das Kühlsystem durchgehend funktioniert. Auch für Container-Transporte nach | |
Osteuropa könnten umfassende Kontrollsysteme interessant sein, wenn sie | |
helfen, die Schadensrisiken und die Versicherungsprämien zu senken. Während | |
die "Durchleuchtung" eines Containers mit 300-500 Euro kalkuliert wird, | |
könnte das System von Astrium "deutlich darunter" liegen, wie der | |
Astrium-Projektleiter Busch sagt. | |
Der Einstieg der Weltraum-Firma in die irdische Sicherheitstechnik bedeutet | |
allerdings keineswegs eine Abkehr vom Kerngeschäft. Dass der Bremer | |
Konkurrent OHB den Galileo-Auftrag gewonnen hat, sieht | |
Astrium-Vize-Präsident Frank Pohlemann "sportlich". Da die EU Wert darauf | |
legt, nicht von einem Lieferanten völlig abhängig zu sein, sieht er gute | |
Chancen beim "Rückspiel" um die zweite Tranche. Die Arbeit an den Galileos | |
würde dann allerdings weniger in Bremen als bei Astrium-Ottobrunn | |
stattfinden. | |
22 Jan 2010 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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