# taz.de -- Verirrte Friedensbewegung: Kein Schampus auf Gefallene | |
> Die Berliner DFG-VK will sich beim nächsten Bundeswehr-Toten in | |
> Afghanistan am Ehrenmal betrinken. Das halten auch viele Kriegsgegner für | |
> eine sehr blöde Idee. | |
Bild: Ein Aktivist mit Schweinemaske protestiert im September 2009 gegen die Ei… | |
BERLIN taz | Die Militärgegner vom Berlin-Brandenburger Landesverband der | |
DFG-VK (Deutsche Friedensgesellschaft) rufen dazu auf, den Tod von | |
Bundeswehrsoldaten mit einem Glas Sekt in Berlin zu begehen. "Tag Y" heißt | |
die Kampagne: Wenn der nächste deutsche Soldat in Afghanistan stirbt, soll, | |
wer will, zum Feiern um 17.30 Uhr hinter den Bendlerblock kommen. | |
Das halten andere Friedensbewegte für gar keine gute Idee. "Ich finde die | |
Kampagne, vorsichtig formuliert, unsäglich", sagt etwa Jürgen Rose vom | |
Darmstädter Signal, in dem kriegskritische (Ex-)Bundeswehrangehörige | |
organisiert sind. Er habe viel Respekt für die Arbeit der DFG-VK, aber | |
durch den Aufruf werde "die Würde der Betroffenen in die Tonne getreten". | |
Die DFG-VK ist die traditionsreichste deutsche Friedensorganisation. Sie | |
geht auf die 1892 von der späteren Friedensnobelpreisträgerin Bertha von | |
Suttner gegründete Deutsche Friedensgesellschaft zurück. | |
Paul Schäfer von der Linksfraktion im Bundestag findet den Tag Y | |
"inakzeptabel". Nicht zuletzt führe solch eine Kampagne "zur | |
Diskreditierung der Friedensbewegung". Eine andere Wirkung als | |
"Negativskandalisierung und Misskredit wird dadurch nicht erreicht". | |
Der politische Geschäftsführer der DFG-VK auf Bundesebene, Monty Schädel, | |
hält sich bedeckt. Die Aktion des Landesverbands habe auch in den eigenen | |
Reihen "Diskussionen hervorgerufen". Von den unterschiedlichen | |
Aktionsformen der DFG-VKK "ist das eine", so Schädel. Man wolle damit | |
niemand besonderes erreichen. Die Arbeit der Friedensgesellschaft sei eben | |
"nicht auf Zielgruppen ausgerichtet, sondern dient dem Ziel, das | |
Soldatentum zu ächten." | |
Es sei wichtig, den Bundeswehrsoldaten in Afghanistan den "Rückhalt zu | |
nehmen", erklärt Landesverbands-Sprecher Günther Schütz. [1][Auf ihrer | |
Homepage], die sie zusammen mit dem Berliner Büro für antimilitaristische | |
Maßnahmen betreiben, führen die Militärgegner jetzt genüsslich die | |
"lustigsten Hassmails" von Soldaten und anderen Empörten auf. | |
Der Wehrbeauftragte des Bundestags Reinhold Robbe hat nun das | |
Verteidigungsministerium unter Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) gebeten zu | |
schauen, ob es nicht Anzeige erstatten wolle. Die Staatsanwaltschaft Berlin | |
erklärt, sie habe bereits ein Verfahren eingeleitet um zu überprüfen, ob | |
die Aktion strafbar ist. | |
22 Jan 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.bamm.de | |
## AUTOREN | |
Ulrike Winkelmann | |
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