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# taz.de -- Kolumne press-schlag: Robbens Liebestöter
> Darf ein Fußballstar lange Unterhosen tragen? Und dann auch noch Graue?
> Arjen Robben tut es – doch alle Anderen haben Angst, als Weichei zu
> gelten.
Bild: „Der hat was in der Hose“ – nur in welcher, das ist die Frage
Seit Wochen steht eine Kältewolke über Deutschland. Und wie es aussieht,
bewegt sie sich keinen Zentimeter zurück nach Sibirien. Sie lässt die
Republik erstarren. Was ich sagen will: Die Zeit der langen Unterhose ist
gekommen.
Wer zum Beispiel bei minus 16 Grad in der Früh zum Sonntagsdienst geradelt
ist, wie so mancher taz-Redakteur, der bereut bitter, keine Unterhose
angezogen zu haben. Dabei hätte ich es doch besser wissen müssen, hat mein
Großvater doch noch im Juli, wenn andere längst Bein zeigten, eine lange
Unterhose getragen. Nur bei knallender Sonne wagte er es, kurzes Beinkleid
anzulegen. Er wusste noch, was sibirische Kälte ist.
Auch Arjen Robben scheint sich mit dieser meteorologischen Attacke auf die
Körperkerntemperatur auszukennen. Er trägt jetzt schon das zweite Spiel
hintereinander eine graue, lange Unterhose, die noch aus den Beständen der
Wehrmacht zu stammen scheint.
Das Tragen langer Unterhosen ist clever, denn die Kälte zwickt am Muskel.
Man könnte sich schnell eine Zerrung holen. Aber was hat sich der
Holländer, der in seinem Team oft den Unterschied ausmacht, nicht anhören
müssen.
Ein gewisser Reinhold Beckmann versuchte, über Robbens "Liebestöter" zu
witzeln. In Bayern-Foren war zu lesen, Robbens Hose sei "turboschwul". Vor
allem das Grau erregte Widerspruch, war es doch so etwas wie ein
Gegenentwurf zur Hightech-Superfaser-Funktionskleidung der Bayern.
Und wäre dieser Robben nicht so ein außergewöhnlicher Spieler, der zum
Beispiel einen Freistoß von weit außen ins Bremer Tor zirkelt, dann hätte
ihm der Fußballfanmob wohl die Hose über die Ohren gezogen.
In der Bundesliga, dieser eiskalten Männerliga, ist es ja üblich, bei minus
20 Grad kurzärmlig zum Dienst zu erscheinen und Kameraden, die Handschuhe
überstreifen, als Weichei zu beschimpfen.
Der Torwart Frank Rost vom HSV soll einer Überlieferung zufolge einmal mit
freiem Oberkörper zum Nordpol gelaufen sein, was sogar Arved Fuchs Respekt
abgenötigt habe. Andere Spieler stehen stundenlang im Eiswasser, ohne mit
der Wimper zu zucken. Es wäre ja auch hochnotpeinlich, sich dem Vorwurf der
Turboschwulität auszusetzen.
Es fällt schwer, das sagen zu müssen, aber aus diesem Grund wird sich Arjen
Robbens graue Unterhose nicht durchsetzen in der Liga. Der Trend geht ganz
entschieden zur Gänsehaut.
25 Jan 2010
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Unterwäsche
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Lange Unterhosen: Am Rande des Tragbaren
Sie gilt als Toptextil der Spießigkeit, doch in kalten Wetterlagen ist sie
nützlich bis unabdingbar. Eine Verteidigung der langen Unterhose.
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