# taz.de -- Kommentar Wahl Sri Lanka: Ein Sieg für Indien und China | |
> Seit langem wurde nicht mehr so demokratisch gewählt wie jetzt. Zwar | |
> waren viele Tamilen eingeschüchtert – doch immerhin stand ihnen dieses | |
> Mal der Weg zur Urne frei. | |
Bild: Alltag in Jaffna, im Norden Sri Lankas. | |
Es war wohl ein letzter, verzweifelter Hilferuf. Der sri-lankische | |
Oppositionskandidat Sarath Fonseca sprach von Wahlbetrug, von Gefahr für | |
sein Leben und für die Demokratie auf Sri Lanka. Doch der Westen sollte mit | |
Solidaritätserklärungen an Fonseca jetzt besser sparsam sein. | |
Zwar ist sein siegreicher Gegner bei den Präsidentschaftswahlen dieser | |
Woche, Amtsinhaber Mahinda Rajapaksa, ein Freund von Chinesen und Indern. | |
Wie kann eine KP-Marionette Rajapaksa überhaupt demokratische Wahlen | |
gewinnen, wird man sich in Washington und Brüssel womöglich fragen. | |
In Wirklichkeit aber wurde auf Sri Lanka seit Jahrzehnten nicht mehr so | |
demokratisch gewählt wie jetzt. Das erklärt sich durch den 25-jährigen | |
Bürgerkrieg zwischen Tamilenguerilla und Regierungstruppen, der bis zu | |
seinem für viele westliche Beobachter überraschenden militärischen Ende im | |
letzten Mai sämtliche Wahlen auf der Insel überschattete. Zwar waren viele | |
Tamilen diesmal noch zu eingeschüchtert, um von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu | |
machen. Doch immerhin stand ihnen diesmal der Weg zur Urne frei. Früher war | |
er mit Morddrohungen der Guerilla gepflastert. | |
Der Westen dachte, Rajapaksa könne den Krieg gegen die Guerilla ohne | |
westliche Hilfe nicht gewinnen. Er tat es mit tatkräftiger Unterstützung | |
der Regierungen in Peking und Delhi, die ihm zudem noch genug Geld für | |
Entwicklungsprojekte ausliehen, um seine bäuerliche Wählerbasis zu | |
erhalten. | |
Bis heute kritisieren Brüssel und Washington Rajapaksa für | |
Menschenrechtsverletzungen an Tamilen während des Krieges. Sie vergessen | |
nur, dass er gegen eine der menschenrechtsverachtendsten Guerillas der Welt | |
kämpfte, die mit Kindersoldaten und Selbstmordattentätern ständig | |
Zivilisten angriff. So hat das undemokratische China nun einen neuen, | |
demokratisch legitimierten Freund. | |
28 Jan 2010 | |
## AUTOREN | |
Georg Blume | |
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