# taz.de -- Überprüfung linker Projekte: Die Absicht bleibt | |
> Familienministerin Köhler hält daran fest, staatlich geförderte Projekte | |
> gegen Rechts ideologisch überprüfen zu lassen. Nur das Wort | |
> "Regelüberprüfung" habe sie nie gesagt. | |
Bild: Kristina Köhler beharrt darauf, richtig zitiert zu werden. | |
BERLIN taz | An der Intention hält die Bundesfamilienministerin fest. | |
Staatlich geförderte Initiativen gegen Rechtsextremismus will Kristina | |
Köhler (CDU) auf ihre Verfassungstreue überprüfen. "An der Aussage der | |
Ministerin hat sich nichts geändert. Wenn öffentliche Gelder fließen, muss | |
das überprüft werden", erklärt Marc Kinert, Pressereferent des | |
Ministeriums. Nur von einer Regelüberprüfung will Köhler nicht gesprochen | |
haben. | |
"Jetzt möchte Frau Köhler das nicht mehr gesagt haben. Das Wort hat sie | |
auch tunlichst vermieden", sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Rolf | |
Schwanitz der taz. "Aber in der Sachlage", so Schwanitz, "war die Aussage | |
klar. Mit Hilfe des Verfassungsschutzes soll die Überprüfung erfolgen." | |
Vergangene Woche löste die Aussage der Ministerin, in deren Zuständigkeit | |
auch das Programm "Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie" liegt, | |
Kritik aus. Bei einem Beratungsgespräch über den Haushalt des Ministeriums | |
"hat sich Frau Köhler eine Regelüberprüfung durch den Verfassungsschutz | |
ausdrücklich vorbehalten", erklärte der Grüne-Bundestagsabgeordnete | |
Sven-Christian Kindler, der wie Schwanitz Mitglied des Haushaltsausschusses | |
ist, der taz erneut. | |
Doch jetzt zieht sich die Ministerin auf ihre genaue Wortwahl zurück. Das | |
Wort Regelüberprüfung sei während des Gesprächs zwar nicht gefallen, räumt | |
Steffen Bockhahn von der Linkspartei ein. "Wir wussten allerdings, was | |
gemeint war." | |
In verschiedenen Stellen, die auf Landesebene die Bundesprogramme betreuen, | |
stößt das Kontrollbegehren auf Unverständnis. In Sachsen und Thüringen | |
erklärten die Sprecher der Innenministerien, Frank Wend und Edelmann Bernd, | |
keine gesonderten Überprüfungen durchführen zu wollen. "Wir halten es nicht | |
für nötig", sagte auch Volker Bulla, Sprecher der Hamburger Justizbehörde. | |
Bereits heute werden Initiativen, die Förderanträge stellen, von den in den | |
Ländern zuständigen Stellen geprüft. Allerdings zieht man nicht den | |
Verfassungsschutz hinzu. | |
Die Regularien würden greifen, betonte Bernd Lüdkemeier, Direktor der | |
Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen-Anhalt. "Der Antragsteller | |
muss sich zu den Werten des Grundgesetzes und der Landesverfassung | |
bekennen", erklärt er. Eine Überprüfung durch Dritte sei unangebracht. "Ich | |
weiß, dass Frau Köhler da Vorstellungen hat", sagte Lüdkemeier, betonte | |
aber: "Ich möchte mir verbitten, dass Bildungsarbeit einer solchen | |
politischen Kontrolle unterzogen wird, das hatten wir schon in der | |
deutschen Geschichte." | |
1 Feb 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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