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# taz.de -- Kommentar Kölner Stadtarchiv: Skandal ohne Ende
> Nicht nur das Langzeitgedächtnis der Domstadt wurde mit dem Einsturz des
> Stadtarchivs verschüttet, auch das Kurzzeitgedächtnis ihrer Bürger
> scheint deutlich gelitten zu haben.
Mitten im Karneval muss sich Köln wieder mit einem Thema beschäftigen, das
viele längst verdrängt hatten: dem Einsturz des Stadtarchivs. Immer
offenkundiger wird, dass beim Bau der Kölner Nord-Süd-Bahn systematisch
gepfuscht wurde. Nach dem Motto "Es hätt noch immer jot jejange" wurden
städtische Sicherheitsauflagen ignoriert, Bauprotokolle gefälscht,
stabilisierende Stahlelemente falsch oder gar nicht montiert, zu wenig
Beton in Wände eingefüllt. Aus wirtschaftlichen Interessen wurden
eingeführte Kontrollinstrumente nicht angewandt. Fast täglich bringen
Journalisten neue skandalöse Details ans Tageslicht. Es grenzt an ein
Wunder, dass nicht noch mehr passiert ist.
Nicht nur das Langzeitgedächtnis der Domstadt wurde mit dem Einsturz des
Stadtarchivs verschüttet, auch das Kurzzeitgedächtnis ihrer Bürger scheint
deutlich gelitten zu haben. Bis vor wenigen Tagen beschäftigten sie sich
mehr mit dem Glasflaschenverbot während des Karnevals als mit den Ursachen
des Unglücks am Waidmarkt. Knapp ein Jahr ziehen sich nun die
staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen hin - von der Öffentlichkeit lange
Zeit weitgehend unbeachtet.
Das Unglück am Waidmarkt, bei dem zwei Menschen starben, war keine
Naturkatastrophe. Es hätte verhindert werden können. Entscheidende
Voraussetzung dafür wäre eine funktionierende Überwachung gewesen. Die aber
wurde den Kölner Verkehrsbetrieben übertragen, das heißt: Der Bauherr
überwachte sich selbst. Dieses immer noch zulässige Verfahren per
Bundesratsinitiative endlich zu verunmöglichen, wie von den Grünen nach dem
Einsturz gefordert, hat die schwarz-gelbe Mehrheit im Düsseldorfer Landtag
abgelehnt. Nicht nur in Köln fehlt es an Lernfähigkeit.
15 Feb 2010
## AUTOREN
Pascal Beucker
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