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# taz.de -- 14-Jähriger soll abgeschoben werden: Schüler kämpfen für Mitsch…
> Der 14-jährige Ali Derakhshan soll nach Griechenland abgeschoben werden.
> Seine Mitschüler, Eltern und Lehrer setzen sich jetzt für ihn ein.
Bild: Bewegungsfreiheit gibt es nur mit Genehmigung
"Ali soll bleiben!" Das fordert die Klasse 8G des
Heinrich-von-Kleist-Gymnasiums in Moabit. Der 14-jährige Ali Derakhshan
lebt seit 2007 in Berlin und besucht die Europaschule. Nun soll er nach
Griechenland abgeschoben werden; seine Mitschüler, Lehrer und Eltern
versuchen das zu verhindern. "Es wäre für seine Entwicklung katastrophal,
ihn jetzt wieder aus diesem Umfeld zu reißen", sagt Sabine Meiners, Alis
Klassenlehrerin. Wenigstens sein Abitur solle er noch machen können.
Am Montag überreichten Alis Mitschüler Innensenator Ehrhart Körting (SPD)
einen Brief mit der Begründung, warum der 14-Jährige bleiben müsse. "Es ist
unfair, die Familie nochmal zu zerreißen", steht darin. "Sie wissen gar
nicht, was Sie uns, ihm und seiner Familie antun." Dem Innensenator
untersteht die Ausländerbehörde, die für Ali Derakhshan zuständig ist. Am
Donnerstag beschäftigt sich die Härtefallkommission mit dem Fall.
Alis Vater floh 2001 aus dem Iran nach Deutschland und beantragte
politisches Asyl. Ohne Erfolg: Seither erhielt er nur eine jährliche
Duldung. 2002 schafften es Ali und seine Mutter, mit einem Visum nach
Griechenland zu reisen. Ihr Asylantrag für Deutschland wurde jedoch
abgelehnt. Dennoch reisten sie nach Berlin. Sechs Monate lebten Ali und
seine Mutter beim Vater, dann wurden sie von der Polizei festgenommen und
nach Griechenland abgeschoben. 2007 bekam die Familie Derakhshan
zumindestens eine Duldung für Ali. So konnte er nach Berlin ziehen, wo
nicht nur sein Vater, sondern inzwischen auch mehrere Tanten und Onkel
leben.
Allerdings bekommen Ali und sein Vater nur noch eine monatliche Duldung.
Diese soll Ali nun nicht mehr gewährt werden. Er müsste ausreisen - nach
Griechenland, wo seine Mutter immer noch lebt.
Da das Asylverfahren des Vaters noch nicht abgeschlossen ist, könnte es
nach Meinung von Experten am Donnerstag vor der Härtefallkommission
schwierig werden. Denn würde man Ali erlauben hierzubleiben, könne man auch
seinen Vater nicht mehr abschieben. Es finden zwar zurzeit keine
Abschiebungen aus Berlin in den Iran statt, aber einen offiziellen
Abschiebungsstopp gibt es nicht.
Ali besucht seit 2007 die Schule und hat sich laut seiner Lehrerin als ein
offener, hilfsbereiter Jugendlicher gezeigt. Er sei sehr
"integrationswillig" und habe die deutsche Sprache gut gelernt. Sabine
Meiners sagt: "Die politische und wirtschaftliche Situation in Griechenland
bietet ihm wenig Aussicht auf eine sichere Zukunft." Laut einer Mutter
einer Mitschülerin hätte Ali in Griechenland nur seine Mutter, die wegen
ihrer Arbeitssuche bisher häufig umziehen musste und ihm kein gesichertes
Umfeld bieten könnte.
Innensenator Körting wollte sich am Montag zu dem Fall nicht äußern. LUISA
JAEGER
23 Feb 2010
## AUTOREN
Luisa Jaeger
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