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# taz.de -- Rüstungs- und Raumfahrtindustrie: Bremen will das Meer überwachen
> Bremer Rüstungs- und Raumfahrtfirmen gründen einen "Kompetenzcluster", um
> zu Marktführern bei der Überwachung der Häfen und Ozeane aufzusteigen.
> Alte Rivalitäten sollen künftig zurückstehen.
Bild: Der Galileo-Satellit, wie ihn sich sein Hersteller vorstellt.
Die Geschäftsfelder gleichen sich, doch Rivalitäten sollen künftig
zurückstehen. Bremens Rüstungs- und Raumfahrtindustrie will kooperieren, um
den Standort als "Kompetenzcluster für Maritime Sicherheit und Überwachung"
zu etablieren. Fünf Großunternehmen unterzeichneten gestern eine
entsprechende Absichtserklärung.
"Seit langem arbeiten wir daran, die Bereiche Raumfahrt und Seeverkehr zu
verbinden", sagte der Geschäftsführer der Bremer Wirtschaftsförderung
(WFB), Andreas Heyer. Die Sicherheit der Meere sei "Zukunftsthema" und
Bremen "dabei eins der Zentren", ergänzte Wirtschafts-Staatsrat Heiner
Heseler. Synergien soll die vereinbarte Zusammenarbeit bringen - und
Subventionen. "Die Hauptfrage war: Wie kommen wir an Geld aus Brüssel und
Berlin?", sagte Projektleiter Kai Stührenberg.
Schon seit Jahren bringt sich Bremen, Heimat diverser Satelliten-,
Flugzeug- und Rüstungsfirmen, als Standort für die so genannte
"Erdfernerkundung" in Stellung. 1998 startete die EU die "Global Monitoring
for Environment and Security" (GMES)-Initiative, um Satellitendaten für
Umweltschutz- und Sicherheitszwecke zu bündeln. Viel Geld ist hier im Spiel
und Bremer Firmen waren am Aufbau von GMES maßgeblich beteiligt. "Wir
wollen eine Zentrale des GMES-Betriebs werden", sagt Heseler. Seit langem
verhandele man mit der EU, der Kompetenzcluster soll "neue Argumente"
liefern.
Wohin die Forschungsmittel dann fließen sollen, das beschrieben gestern die
Geschäftsführer der beteiligten Unternehmen. Atlas Elektronik etwa,
traditionell auf die Ausrüstung von Kriegsschiffen spezialisiert, ist im
Kompetenzcluster für "Verkehrssicherheit" zuständig. "Wir überwachen Küsten
und Häfen und haben da schon heute einen großen Marktanteil in China", sagt
Atlas-Chef Dieter Rottsieper. Bislang war man hier mit ferngesteuerten
Unterwasserfahrzeugen im Geschäft, künftig sollen die U-Boot-Drohnen
"komplett selbständig vorprogrammierte Missionen abfahren können", sagt
Rottsieper und hofft auf Interesse bei Küstenwachen und Hafenbehörden.
Unbemannte Aufklärungssysteme will auch Rheinmetall Defence Electronic,
einer der größten deutschen Rüstungskonzerne und im Cluster für
"Ressourcensicherheit" zuständig, vermarkten. Seit neun Monaten sei ein
unbemanntes Flugsystem von Rheinmetall in Afghanistan im Einsatz. Demnächst
wird die Weiterentwicklung einer israelischen Drohne getestet. Bloßes
Verkaufen ist Rheinmetall nicht genug, am liebsten möchte man zum
Subunternehmer des Militärs aufsteigen. "Wir wollen als Betreiber
schlüsselfertige Lösungen anbieten", sagt Geschäftsführer Georg Morawitz.
Und weil es nicht leicht ist, hier einen Fuß in die Tür zu bekommen, sieht
er "unmittelbaren Bedarf, um in Bremen die Interessen von Wirtschaft,
Wissenschaft und Politik zusammen zu bringen".
Auch die Satellitenschmiede OHB hat große Pläne. "Bisher beobachten unsere
Satelliten Schiffe, Verkehr und sonstige Bewegungen per Radar", sagt
Vorstand Frank Merkle. Das funktioniert zwar auch nachts, gibt aber nur
begrenzte Auskunft. Künftig will OHB Satelliten für den so genannten
Hyperspektralbereich vermarkten. Deren Bilder sollen detaillierte Aussagen
etwa über Wasserverschmutzung ermöglichen. Außerdem bastelt OHB an einer
"lokalen" Aufklärungsdrohne namens "Condor II". Die wurde bereits im Rahmen
eines Nato-Manövers zur Verteidigung von Häfen gegen Terroranschläge
getestet. "Da gibt es technologische Verwandtschaft zu den unbemannten
Unterwasserfahrzeugen", sagt Merkle, dessen Firma im Cluster "Leadpartner
für Umweltsicherheit" ist.
EADS Astrium erhofft sich, mit staatlicher Hilfe in den USA die Anerkennung
seines neuen Satelliten-Containerüberwachungssystems Secure zu erreichen.
Gelänge dies, könnten sich Secure-Abnehmer sparen, für die USA bestimmte
Container wie ab 2012 vorgeschrieben schon im Starthafen röntgen zu lassen.
Die auch beteiligte Beluga-Reederei hofft, Instrumente zur besseren Analyse
von Meeresströmungen zu entwickeln - und zur Abwehr von Piraten.
1 Mar 2010
## AUTOREN
Christian Jakob
## TAGS
Schwerpunkt Korruption
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