# taz.de -- Maria Flachsbarth, Gorleben-Beauftragte der CDU: "Das ist doch kein… | |
> Die designierte Vorsitzende Maria Flachsbarth erklärt, warum sie den | |
> Gorleben-Untersuchungsausschuss nicht für politisch notwendig hält und | |
> dafür ist, die Erkundung ergebnisoffen fortzusetzen. | |
Bild: Festgelegt? Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) zeigt am 22. Februar … | |
taz: Frau Flachsbarth, hat die Unionsfraktion Angst vor dem | |
Untersuchungsausschuss? | |
Maria Flachsbarth: Nein, nicht im Geringsten. | |
Warum spielt sie dann auf Zeit? | |
Wie kommen Sie denn darauf? | |
Na, er ist anders als vorgesehen eben nicht am Donnerstag eingesetzt worden | |
… | |
Das ist doch keine Blockade. Wir haben nur den Antrag, wie es üblich ist, | |
an den Geschäftsordnungsausschuss verwiesen - der prüfen muss, ob er den | |
Parlaments-Regeln entspricht. So weit ich verstanden habe, ist das der | |
Fall, und dann wird so schnell wie möglich der Einsetzungsbeschluss | |
gefasst. Wenn die Opposition darauf bestanden hätte, wäre der | |
Untersuchungsausschuss sogar kommende Woche trotz Haushaltsberatungen auf | |
die Tageordnung gesetzt worden. Nein, seit Konstituierung des Bundestags, | |
also seit Anfang Herbst, wird dieser Untersuchungsausschuss angekündigt. | |
Jetzt ist bereits März. Ich kann nicht erkennen, wo da die Union blockiert | |
hätte. | |
Allerdings moniert die Koalition inhaltlich, der Antrag enthalte Fragen, | |
die sich auf die niedersächsische Landesregierung beziehen … | |
Das ist so. Der Bundestag kann nun einmal nicht die Kontrolle über die | |
Länder ausüben, sondern muss sich auf das Handeln der Bundesregierung | |
beschränken. Solche Fragen müssen in Niedersachsen geklärt werden. | |
Es wird doch sehr deutlich, auch da wo die Landesregierung wie in Frage | |
drei angesprochen ist, nach dem Handeln des Bundes gefragt: Auf welcher | |
Informationsgrundlage wurde der von der Landesregierung Niedersachsen | |
benannte Standort Gorleben durch den Bund akzeptiert? | |
Das werden wir auch so klären. Ich habe aber schon den Eindruck, dass an | |
der einen oder anderen Stelle auch niedersächsisches Regierungshandeln | |
abgefragt wird: In der Gorleben-Frage hat es nun einmal eine enge | |
Verzahnung dieser Ebenen gegeben. | |
Sie haben sich nicht um den Vorsitz beworben … | |
Nein, ich glaube auch nicht, dass man das kann. Meine Fraktion hat mich | |
vorgeschlagen - und dabei dürfte eine Rolle gespielt haben, dass ich mich | |
bereits in der vergangenen Legislaturperiode intensiv nicht nur mit dem | |
Standort Gorleben sondern insgesamt der Endlagerfrage beschäftigt habe, | |
dass ich zudem Berichterstatterin der Unionsfraktion im federführenden | |
Umweltausschuss bin. Und dass ich aus Niedersachsen komme, hat vielleicht | |
auch eine kleine Rolle dabei gespielt. | |
Sie halten den Untersuchungsausschuss aber auch gar nicht für sinnvoll, | |
oder? | |
Ich halte den Ausschuss nicht für politisch notwendig. Das ist ein | |
Unterschied. Ein Untersuchungsausschuss ist aber das schärfste Schwert der | |
Opposition. Dass sie das einsetzt, respektiere ich natürlich, ich bin | |
schließlich Demokratin. Es steht für mich völlig außer Zweifel, dass es zu | |
den aufgeworfenen Fragen eine gründliche und faire Untersuchung geben muss. | |
Immerhin behaupten Sie auf Ihrer Homepage, Gorleben sei "in den 70er Jahren | |
in einem anspruchsvollen Verfahren für die Erkundung ausgewählt worden", | |
das international Maßstäbe gesetzt habe. Das klingt nicht nach | |
Befangenheit? | |
Das ist, so weit ich sehe, nicht Gegenstand des Untersuchungsausschusses. | |
Der zielt auf den Kabinettsbeschluss vom 13. Juli 1983, sich bei der | |
Endlagersuche auf Gorleben zu beschränken. | |
Sie sind aber doch dafür, dass die Erkundung fortgesetzt wird! | |
Aber ja, das habe ich auch im Bundestagsplenum klar und offen gesagt: Ich | |
bin für eine ergebnisoffene Fortsetzung der Erkundung. Ergebnisoffen meint, | |
dass am Ende der Untersuchung das Ergebnis stehen kann: Der Salzstock ist | |
nicht als Endlager geeignet, oder umgekehrt. Ich bin auch dafür, dass | |
dieses Verfahren, wie unser Umweltminister Norbert Röttgen angeregt hat, | |
mit öffentlicher Beteiligung durchgeführt und durch internationale Experten | |
begutachtet wird: Gorleben muss endlich abschließend untersucht werden. | |
Eine Fortsetzung des Erkundungsmoratoriums von 2000 wäre eindeutig ein | |
Fehler. Denn wir können uns nicht leisten, in dieser Frage noch länger | |
zuzuwarten. | |
Das heißt aber auch: Wenn die Untersuchung ergibt, dass Gorleben ungeeignet | |
ist, dann steht man zwei Milliarden Euro ärmer, aber immer noch ohne | |
Endlager da - weil man schon vorab auf Alternativ-Standorte verzichtet hat? | |
Ja. Das ist so. Wenn man mehrere Standorte untersucht hätte, wären | |
allerdings auch die Kosten entsprechend höher gewesen. | |
5 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Benno Schirrmeister | |
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