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# taz.de -- Arbeit im Einzelhandel: Schlecker-Methode kopiert
> Der Spielwarenhändler Toys "R" Us verkleinert in Hamburg die Belegschaft,
> um die Betriebsratswahl zu beeinflussen, kassiert aber eine Niederlage
> vor dem Arbeitsgericht.
Bild: Trickst mit Leiharbeitern: die Spielwarenkette Toys "R" Us.
Für manche Einzelhändler sind Betriebsräte offenkundig ein Problem. So
versucht die Geschäftsführung des Spielwaren-Händlers Toys "R" Us gerade
die Betriebsratswahl in der Filiale Hamburg-Eidelstedt so zu beeinflussen,
dass kein schlagkräftiger neuer dreiköpfiger Betriebsrat auf die Beine
gestellt werden kann. Das Arbeitsgericht machte dem jedoch vorerst einen
Strich durch die Rechnung.
Für eine Schwächung des Betriebsrates lässt sich Toys "R" Us einiges
einfallen: Zuerst wandte das Unternehmen die so genannte
"Schlecker-Methode" an. Die Handelskette Schlecker war vor Wochen in die
Schlagzeilen geraten, da sie ihre Stammbelegschaften in Filialen outsourcte
und über Leiharbeitsfirmen in anderen Läden zu schlechteren Bedingungen
wieder einstellte.
Auch Toys "R" Us in Eidelstedt setzte seit Anfang des Jahres ein Viertel
der 30-köpfigen Belegschaft vor die Tür, indem auslaufende Verträge nicht
verlängert und zwei Kündigungen ausgesprochen wurden. Damit ist die
Belegschaft auf knapp über 20 Beschäftigte gesunken. Sollte die Anzahl der
Mitarbeiter dauerhaft unter 21 Personen fallen, gäbe es nur noch einen
Eine-Person-Betriebsrat mit weitaus geringeren Einflussmöglichkeiten.
Seit dem Ausscheiden der Beschäftigten setzt Toys "R" Us Beschäftigte der
Leiharbeitsfirma Teamwork ein, um die Arbeitsabläufe und den
Geschäftsbetrieb zu gewährleisten. Damit soll offenkundig zugleich auch
tarifliche reguläre in prekäre Arbeit umgewandelt werden.
Da Leiharbeitnehmer, die dauerhaft im Betrieb arbeiten, jedoch zur
Stammbelegschaft gezählt werden, benutzt die Firma einen Trick. Die
Leiharbeitsbeschäftigten werden über einen so genannten "Werksvertrag"
angestellt, damit sie nicht zur Stammbelegschaft gehören und nicht den
Einflussmöglichkeiten des Betriebsrates unterliegen.
Anfang dieses Monats versuchten dann die Toys "R" Us-Bosse durch eine
einstweilige Verfügung beim Arbeitsgericht den Wahlvorstand dazu zu
zwingen, lediglich eine Eine-Person-Betriebsratswahl durchzuführen.
Personalleiter Guido Ernst begründete dies vor dem Arbeitsgericht damit,
dass aufgrund der Umstrukturierung auf Leiharbeit, die Belegschaft
perspektiv unter 20 Personen bleiben werde. Dieses Ansinnen lehnte das
Arbeitsgericht jedoch ab und wies die einstweilige Verfügung zurück. "Es
ist ein klares Signal dafür, dass Unternehmen, die die gesetzliche
Mitbestimmung im Betrieb angreifen, Gefahr laufen, eine Bruchlandung zu
erleiden", sagt der zuständige Sekretär der Gewerkschaft Ver.di, Björn
Krings.
Auf einer Betriebsversammlung am Donnerstag, die von einer Aktion von
Betriebsräten anderer Einzelhandelsketten begleitet wurde, machte die Toys
"R" Us-Belegschaft klar, dass sie sich für die Rücknahme der Rausschmisse
und den Abzug der Leiharbeitsfirma stark machen werde.
18 Mar 2010
## AUTOREN
Kai von Appen
Kai von Appen
## TAGS
Spielzeug
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