# taz.de -- Erfundene Charity für Unicef: Etikettenschwindel einer Edelmarke | |
> Der Schmuckersteller Chopard verkauft eine von der Tochter des | |
> usbekischen Präsidenten entworfene Kollektion - angeblich zugunsten | |
> Unicefs. Doch das Hilfswerk dementiert. | |
Bild: Gibt's sogar im Berliner KaDeWe: Klunker von Chopard. | |
Chopard tut Gutes und redet darüber. Der exquisite Uhren- und | |
Schmuckhersteller aus Genf unterstützt die Elton-John-Aids- sowie die José | |
Carreras International Leukämie Foundation und veranstaltet Poloturniere | |
mit Prince Charles für dessen Umweltstiftung. Auch in der Kooperation mit | |
der usbekischen Präsidententochter Gulnara Karimowa gibt sich der Juwelier | |
wohltätig. Die Hänger, Ringe und Ohrclipse in Rotgold sind zwar nicht | |
billig, die teuerste Preziose kostet 5.780 Euro. | |
Aber das Geld kommt einem guten Zweck zugute: "Chopard verkauft weiterhin | |
die Kollektion ,Gulli' zur Unterstützung des Unicef-Projekts von Frau | |
Karimova", erklärt die Managerin für Media Relations, Annette Heuer, der | |
taz - und fügt dem Namen der Schmucklinie ein "l" hinzu. Doch bei dem | |
Kinderhilfswerk gibt es andere Informationen. "Unicef unterhält keinerlei | |
Projekte mit Frau Karimowa", erklärte ein hochrangiger Mitarbeiter | |
gegenüber der taz. | |
Eine Kooperation von Unicef mit Karimowa käme auch einer am Roulettetisch | |
zockenden und Schnaps saufenden Heilsarmee gleich. Die britische | |
Enviromental and Justice Foundation berichtet Anfang des Jahres im Report | |
die "Sklavennation" darüber, "wie die usbekische Regierung weiterhin die | |
internationale Gemeinschaft belügt und routinemäßig hunderttausend Kinder | |
als Arbeiter in die Baumwollernte zwingt". | |
Karimowa repräsentierte als usbekische Botschafterin erst in Genf und nun | |
in Spanien diesen zentralasiatischen Staat. Ihr Vater Islam Karimow ist ein | |
Tyrann alter Schule. Tausende Menschen sitzen wegen politischer und | |
religiöser Überzeugungen in usbekischen Gefängnisse ein. Journalisten, | |
Menschenrechtler und Oppositionelle werden verfolgt, verhaftet oder | |
ermordet. Die Folter wird in Usbekistan nach UN-Angaben "systematisch" | |
angewandt. Am 13. Mai 2010 jährt sich der fünfte Jahrestag des Massakers | |
von Andischan. Die Reichtümer des Landes, wie Baumwolle, Gold, Gas und Öl, | |
sind Beute der herrschenden Eliten. | |
Die 37-jährige Karimowa brilliert dennoch in Europa als Botschafterin und | |
gibt sich vielseitig. Sie versteht sich als Politikerin und Botschafterin, | |
aber auch als Sängerin, Künstlerin, Modeschöpferin und Schmuckdesignerin | |
von "Guli". | |
Und sie hat in Caroline Gruosi-Scheufele, der Vizepräsidentin von Chopard, | |
eine offenbar passende Begleiterin gefunden. Auf der Website wird die | |
"kreative Symbiose" zwischen beiden beschworen, zum Beispiel bei der | |
gemeinsamen Präsentation in Basel. Gruosi-Scheufele und Karimowa sind auch | |
sonst viel unterwegs. Auf dem Dinner der Elton-John-Aids-Stiftung traten | |
sie 2009 und 2010 gemeinsam auf und feierten auf der von Karimowa | |
gesponserten Cinema Against Aids Gala 2009 während der Filmfestspiele von | |
Cannes. | |
Die Verkaufserlöse der Kollektion Guli dient der Unterstützung des | |
Kinderfestivals Yangi Avlod in Taschkent, das vom usbekischen Fund Forum | |
organisiert wird. Die Stiftung zur Jugendförderung untersteht Karimowa und | |
zeigt sich in ihrer Arbeit nicht kleinlich. Im Dezember 2009 flog Fund | |
Forum den Fußballer Cristiano Ronaldo von Real Madrid für ein paar | |
Trainingsstunden mit Jugendlichen nach Taschkent ein. | |
Auf der Website der Fund Forum Stiftung steht, dass das | |
Yang-Aavlod-Festival seit 2009 gemeinsam mit Unicef durchgeführt wird. Kurz | |
nach der Rückkehr der usbekischen Kinder von der Zwangsarbeit aus den | |
Baumwollfeldern sollte im November 2009 das Festival der Stiftung in | |
Taschkent im Zeichen des 20. Geburtstages der UN-Kinderkonvention stehen. | |
Doch Unicef ließ sich nicht einbinden. "Ich bedauere, Unicef ist nicht in | |
der Position, den Gebrauch seines Namens, Logos oder Emblems zu erlauben", | |
heißt es in einem Brief des vormaligen Unicef-Repräsentanten in Taschkent, | |
Mahboob Shareef, an den Geschäftsführer der Fund-Forum-Stiftung vom 11. 11. | |
2009 wenige Tage vor Beginn des Festivals. Eine Kopie des Briefs liegt der | |
taz vor. | |
Daran hat sich bis heute nichts geändert. "Unicef hat keine Partnerschaft | |
mit Fund Forum", erklärte am Freitag ein Unicef-Mitarbeiter auf | |
taz-Anfrage. Die usbekische Stiftung führt dennoch Unicef als Partner auf. | |
22 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Marcus Bensmann | |
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