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# taz.de -- Kommentar Hirtenbrief: Ungebrochene Papstperspektive
> Der Kern des Skandals bleibt trotz Hirtenbrief: Der Papst scheut trotz
> aller warmen Worte für die Opfer nach wie vor eine Debatte über die
> Sexualmoral der Kirche.
Bild: "Schande und Reue": Papst Benedikt XVI.
Man kann den Hirtenbrief des Papstes rein innerkirchlich lesen - und da
fiele schon wohltuend die Empathie des Papstes für die Missbrauchsopfer,
die deutliche Mahnung an die irischen Bischöfen und die Selbstkritik
bezüglich der Priesterausbildung und der "Favorisierung" der Kirche in der
Gesellschaft auf. Außerdem wäre darauf zu verweisen, dass der Papst sich
als Kopf einer Gemeinschaft von 1,1 Milliarden Menschen so gut wie nie
entschuldigt, da er ja dann für die ganze Kirche als Institution sprechen
würde. Der Papst sieht aber die Missbrauchsfälle eben nicht als Versagen
einer Struktur, sondern einzelner Kirchenmitglieder.
Hier sollte jedoch das innerkirchliche Verständnis für den Hirtenbrief
enden. Denn Vorrang hat in diesem Fall die Perspektive der tausenden Opfer
in Irlands Kirche. Und die können sehr wohl ein klares Wort der
Entschuldigung des Papstes verlangen. Das gab es nicht, auch wenn dies die
hiesige Kirche und konservative Medien gerne behaupten. Wer, wenn nicht die
Leiter einer Kirche in der Nachfolge Jesu sind zu einer Bitte um Vergebung
geradezu verpflichtet?
Der Kern des Skandals bleibt weiter: Der Papst scheut trotz aller warmen
Worte für die Opfer nach wie vor eine Debatte über die Sexualmoral der
Kirche. Und man kann nur hoffen, dass sein öffentliches Schweigen über die
Missbrauchsfälle in Deutschland nicht am Ende darin begründet liegt, dass
er als Erzbischof von München selbst in einem Missbrauchsfall eine mehr als
unglückliche Figur machte. Um es vorsichtig zu sagen. Auch hier gilt, was
der Papst in seinem Hirtenbrief zwar anspricht, aber offenbar nur auf
andere münzt. Es ist ein kluges Wort aus dem Johannesevangelium und lautet:
"Und die Wahrheit wird euch frei machen."
22 Mar 2010
## AUTOREN
Philipp Gessler
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