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# taz.de -- Ungesundes Essen macht süchtig: Sex, Drugs & Fast Food
> Kalorienreiches Essen macht offenbar genau so süchtig wie Drogen: Bei
> einem Experiment mit Ratten verloren die Tiere komplett die Kontrolle und
> fraßen sogar weiter, als sie Elektroschocks bekamen.
Bild: Fett, kalorienreich, ungesund – und macht süchtig: Burger und Co.
NEW YORK dpa | Wer sich hemmungslos mit fetter Wurst, Fritten oder auch
Kuchen mit Sahne vollstopft, kann nach Erkenntnis von US-Forschern genauso
abhängig werden wie ein Drogen-Junkie. Das Hirn spielt Fettleibigen, die
den Konsum von kalorienreichem, ungesundem Essen nicht lassen können, den
gleichen Streich wie Rauchern, Sex-, Heroin- und Kokainsüchtigen, berichten
Paul J. Kenny und Paul M. Johnson im Fachjournal Nature Neuroscience vom
Montag.
Das Team vom Scripps Research Institute aus La Jolla (US-Bundesstaat
Kalifornien) wies im Versuch mit Ratten nach, dass Junk Food das chemische
Gleichgewicht im Hirn ähnlich aushebeln kann wie jedes andere Suchtmittel.
Betroffen ist das "Reward System", das ein Wohlgefühl auslöst und Mensch
wie Tier vorübergehend befriedigt. Doch ebenso wie Drogensüchtigen spielt
das System auch den Dicken einen Streich: Je mehr sie zulangen, desto mehr
Nachschub verlangt das Gehirn, um das gleiche Glücksgefühl wie beim letzten
Mal zu erzeugen.
Laut Kenny "verloren die Ratten im Verlauf der Studie komplett die
Kontrolle über ihr Essverhalten" - das Hauptmerkmal für Sucht. "Sie ließen
selbst dann nicht nach, wenn sie mit Elektroschocks rechnen mussten. Das
zeigt, wie wichtig ihnen das Schlemmen war." Das Forscherteam fütterte die
Nager mit allem, was auch für Menschen verlockend ist: Würstchen,
Schinkenspeck und Käsekuchen.
Kaum hatte das Experiment begonnen, legten die Ratten auch schon an Gewicht
zu. Als ihnen das fette Essen gestrichen und stattdessen Salat und Gemüse
vorgesetzt wurde, verweigerten sie die Nahrung und hungerten lieber. "Wenn
das Tier die Hirnzentren fürs Wohlbefinden mit dem schmackhaften Essen
überreizt, passt sich das System an und schraubt seine Aktivität zurück.
Das heißt, dass das Hirn ständig mit weiterer Zufuhr (von Junk Food)
stimuliert werden muss, um nicht in einen Dauerzustand negativen Befindens
zu verfallen", erläutert Kenny.
Molekulare Studien bestätigten inzwischen den Zusammenhang. Das
Scripps-Team konzentrierte sich dabei auf den Rezeptor, an den der
Botenstoff Dopamin andockt. Dopamin wird vom Hirn als Reaktion auf Reize
wie Sex, Schlemmern und Drogengenuss ausgeschüttet. So ist auch der
Rezeptor (D2) seit längerem für seinen entscheidenden Einfluss auf Sex- und
Drogensucht bekannt. Tatsächlich sprach D2 auch auf den Genuss von
reichlich Junk Food an. Um die Flut von Dopamin besser verarbeiten zu
können, schaltete D2 sozusagen einen Gang nach dem anderen zurück.
Demzufolge benötigte der Rezeptor immer mehr - vom Schlemmergenuss
ausgelöstes – Dopamin, um in Aktion zu treten und Wohlgefühl auszulösen.
Der gleiche Vorgang tritt bei anderen Suchtmitteln ein.
29 Mar 2010
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Nestlé
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