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# taz.de -- Projekt in Istanbul: Deutsch an türkischer Uni
> Kanzlerin Merkel und der türkische Premier Erdogan bekennen sich zur
> deutsch-türkischen Hochschule. Wann die den Betrieb aufnimmt, ist
> freilich unklar.
Bild: Annäherung trotz Gefrotzels: Deutschland und Türkei.
Deutschland kann Gastarbeiter in die Türkei entsenden: Auch deutsche
Dozenten sollen künftig an der ersten deutsch-türkischen Universität (DTU)
in Istanbul unterrichten. Das türkische Parlament wollte noch am Dienstag
für die seit zwei Jahren geplante Hochschule votieren.
Damit endete der zweite Türkei-Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel,
der Züge einer Bildungsreise hatte, mit einem positiven Signal. Die
Forderung des türkischen Premierministers Tayyip Erdogan nach türkischen
Gymnasien in Deutschland hatte die Deutschen zunächst verstimmt. Die DTU
wurde vor zwei Jahren vom deutschen wie türkischen Außenminister
angeschoben. Beide Länder haben einen wachsenden Bedarf an gut
ausgebildeten Fachkräften. "Wir erhoffen uns sehr viel von dieser
deutsch-türkischen Universität", sagte die Bundeskanzlerin am Dienstag.
Das Bundesbildungsministerium schießt fast 40 Millionen Euro zum
akademischen Betrieb zu. 26 deutsche Hochschulen helfen beim Aufbau der
geplanten fünf Fakultäten. Die Türkei wird unter anderem für die Hardware
der neuen Uni verantwortlich sein, also für Gelände und Gebäude.
Noch ist dort, wo einmal 5.000 Studierende und Doktoranden studieren
sollen, aber nur Wald. Premierminister Erdogan hat am Dienstag verkündet,
dass der türkische Staat für die Uni eine Gelände in Beykoz, am Bosporus
auf der asiatischen Seite, zur Verfügung stellt. Dort soll jetzt zügig
gebaut werden. Wie der deutsche Botschafter, Eckardt Cuntz, gegenüber
deutschen Journalisten in der Türkei erklärte, will man mit dem Betrieb
aber nicht warten, bis der Bau fertig ist, sondern übergangsweise ein
geeignetes Gebäude anmieten und möglichst noch diesen Herbst anfangen.
Doch sind wichtige Details noch gar nicht besprochen - etwa wer sich an der
DTU überhaupt immatrikulieren darf. An deutschen Hochschulen gelten das
Abitur oder vergleichbare Schulabschlüsse als Eintrittskarte. Für türkische
Unis - und eine solche wird auch die DTU formal sein - müssen Bewerber eine
zentrale Eignungsprüfung ablegen. Kanzlerin Merkel zeigte sich beim Besuch
der deutschen Schule in Istanbul jedenfalls erstaunt, dass noch nicht
geklärt sei, ob die DTU das Abitur akzeptieren wird.
Beate Schindler-Kovats vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD)
ist skeptisch, ob die ersten Vorlesungen tatsächlich im kommenden
Wintersemester gehalten werden können. "Ein reguläres Studienprogramm wird
sicher schwierig", sagte sie der taz. Der DAAD plant im Auftrag der
Bundesregierung zusammen mit dem türkischen Hochschulverband das Programm
der gemeinsamen Uni.
Deutsch wird Unterrichtssprache an der DTU, aber nicht die alleinige:
"Deutsch ist kein Dogma, einige Fächer werden sicher auch auf Türkisch oder
Englisch gelehrt", sagte Schindler-Kovats. Seit 2008 habe der DAAD schon
über 300 Anfragen erhalten, sogar aus Australien. Schindler-Kovats meint:
"Wir wollen eine internationale Uni sein."
31 Mar 2010
## AUTOREN
J. Gottschlich
A. Lehmann
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