# taz.de -- Studie über Kleidung: Sechs Kilo Chemie für ein Kilo T-Shirt | |
> Eine neue Studie zeigt, wieviel Chemie für Herstellung und Reinigung | |
> unserer Kleidung eingesetzt wird. Die schwedische Chemiebehörde will | |
> Verbrauchern helfen. | |
Bild: Reine Baumwolle – aber keine reine Natur. | |
STOCKHOLM taz | Wieviel Chemie steckt eigentlich in einem T-shirt, einer | |
Jeans, einer Fleece-Jacke? Diese Frage stellte sich die staatliche | |
schwedische Chemikalienbehörde. Die erstaunliche Antwort einer [1][jetzt | |
veöffentlichten Studie]: In einem Kilo Textilien können mehr als 6 Kilo | |
Chemie stecken. Ein gewöhnliches T-shirt aus reiner Baumwolle kann es in | |
seinem Lebenszyklus von der Faser bis zur Mülltonne auf eine | |
Chemiekalienbilanz entsprechend seines vierfachen Eigengewichts bringen. | |
Fünf Warengruppen liess die "Kemikalieinspektionen" untersuchen: T-shirts, | |
Jeans und Arbeitshosen je aus reiner Baumwolle, dazu Fleece- und | |
Viskose-Jacken. Produkte, die in Schweden für 69 Prozent des gesamten | |
jährlichen Textilmarkts stehen. Wenig verwunderlich: Aufgrund des | |
Herstellungsprozesses der Viskosefasern ist dieses Material der schlimmste | |
Chemieschlucker mit 5 bis 7 Kilo pro einem Kilo Textil. | |
Jeans und T-shirts liegen je nach untersuchtem Produkt vergleichsweise | |
zwischen 1,5 und 4 Kilo. Eine recht weite Spanne, die, so die Behörde, auch | |
beweise, dass es teilweise noch ein erhebliches Einsparungspotential gibt. | |
Die Berechnungen der Studie beginnen bei der Faserherstellung. Was | |
Baumwolle angeht werden auch Kunstdünger und Schädlingsbekämpfungsmittel | |
beim Anbau berücksichtigt. Bei der Produktion der Garne kommen | |
beispielsweise Öle, Tenside, Natronlaugen, Bleichmittel zum Einsatz, bei | |
der Färbung und Nachbehandlung Pigmente, Wasch- und Imprägnierungs-mittel. | |
Kommt noch Verpackung und Transport - Formaldehyd als Konservierungsmittel, | |
Dimethylfumarat gegen Schimmelpilze, Ausgasung der Container gegen | |
Schadensinsekten - hinzu und die Waschmittel für den Lebenszyklus von | |
Jacke, Hemd und Hose. Hier ging man von 50 Waschgängen aus. Bei einem | |
T-shirt kam man so beispielsweise auf eine Liste mit 22 Gruppen von | |
Chemikalien. | |
Die Mengenrechnung allein könne keine Aussage über die Gefährlichkeit der | |
eingesetzten Chemikalien liefern, betont "Kemikalieinspektionen". | |
Tatsächlich würden solche mit nachgewiesen besonders negativen Auswirkungen | |
auf die menschliche Gesundheit, wie verschiedene Pigmente, Formaldehyd und | |
Schädlingsbekämpfungsmittel mengenmässig nur einen relativ kleinen Teil des | |
Chemiecocktails ausmachen, der für Textilien verbraucht würde. Eine | |
toxische Einwirkung auf die Umwelt haben aber nahezu alle. | |
Mit der Studie will die Chemiebehörde ein Bewusstsein für die umfassende | |
Chemikalienanwendung mit ihren Auswirkungen auf Menschen und Umwelt vor | |
allem in den Herstellungsländern schaffen. Da Handel und KonsumentInnen | |
hier vielfältige Möglichkeiten der Einflussnahme haben könnten, wolle man | |
auch Grundlagen für eine Debatte liefern, welche Informationen die | |
VerbraucherInnen benötigen würden, um eine bewusstere Konsumwahl bei | |
solchen Alltagsprodukten treffen zu können. | |
1 Apr 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://kemi.se/upload/Amnesomraden/Docs/Textilier/Kartl%C3%A4ggning%20av%20… | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
## TAGS | |
Textilien | |
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