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# taz.de -- Olypmische Winterspiele 2018: Der Widerstand der Bajuwaren
> München will die Olympischen Winterspiele 2018 ausrichten. Doch der
> Widerstand in Garmisch-Partenkirchen gegen die Bewerbung wird vehementer.
Bild: Finden Olympia super: Ex-Skirennläufer Christian Neureuther und Rosi Mit…
Nein, es läuft nicht rund für die "Bewerbungsgesellschaft München 2018":
Ein Geschäftsführer der Olympiagesellschaft, Richard Adam: beurlaubt. Der
zentrale Punkt des Umweltkonzepts, ein Unesco-Biosphärenreservat rund um
den Ort Garmisch-Partenkirchen: geplatzt. In den Münchner Medien ist die
Bewerbung auch noch nicht wirklich angekommen.
Und jetzt legt die Lokalpolitik in Garmisch-Partenkirchen eine Pause ein,
der Gemeinderat tagt nicht. Dabei wollen viele Politiker über die Bewerbung
sprechen. "Es kann nicht sein, dass Sitzungen mangels Tagesordnungspunkten
ausfallen", schimpft die Vorsitzende der CSU-Fraktion, Elisabeth Koch. "Wir
bewerben uns um das größte Sportereignis der Welt. Aber niemand meint uns
informieren zu müssen." Der Bürgermeister ignoriere Briefe und lasse keine
Diskussion zu. Ähnlich klingt die Kritik von Sigrid Meierhofer, Vorsitzende
der SPD-Fraktion: "Die letzte Sitzung des Olympiabeirates fand in grauer
Vorzeit statt. Das kann nicht sein."
Der Gescholtene, Bürgermeister Thomas Schmid vom Christlich Sozialen
Bündnis CSB, erklärt gegenüber der taz: "Der Olympiabeirat hat sich im
Oktober getroffen. Seitdem wurden wichtige Entscheidungen im Gemeinderat
behandelt." Die letzte Sitzung sei am 3. März gewesen, die nächste Sitzung
ist nun für den 21. April terminiert. "Wir informieren immer zeitnah", sagt
Schmid. Er spüre die große Begeisterung für Olympia im Ort.
Diesen Punkt greift Koch auf. Die CSU-Politikerin möchte ein Bürgerbegehren
im Ort und fragt: "Wovor haben die Organisatoren eigentlich Angst?"
Vermutlich davor, dass der direktdemokratische Prozess erfolgreich
verläuft. Ein Bürgerentscheid hat die rechtlich bindende Wirkung von einem
Jahr, womit die gesamte Olympiabewerbung Münchens gefährdet wäre. Deswegen
setzen die Olympiagegner rund um den grünen Landtagsabgeordneten Ludwig
Hartmann ihre Hoffnungen auf die 26.000 Einwohner von
Garmisch-Partenkirchen. "Die Stimmung im Ort kippt. Das wollen wir nutzen",
sagt Hartmann.
Davon kann im potenziellen Hauptort der Olympischen Spiele 2018, in
München, keine Rede sein. Die Spiele werden in der Stadt nicht hinterfragt,
sie interessieren auch nur am Rande. Dabei werden sie durchaus das
Stadtbild verändern: Dies belegt ein Konzeptpapier, das der taz vorliegt.
Insbesondere der Olympiapark muss umgestaltet werden, sowohl Rockkonzerte
als auch das in München beliebte "Tollwood-Festival" stehen auf der Kippe.
"Dafür werden wir eine Lösung finden, Tollwood und Konzerte wird es weiter
geben", sagt die Grünen-Stadträtin Sabine Krieger.
In München stehen die wichtigen politischen Parteien, auch die Grünen,
geschlossen hinter der Bewerbung, insbesondere Oberbürgermeister Christian
Ude (SPD) möchte die Olympischen Spiele in die Stadt holen. Dazu muss die
Bewerbungsgesellschaft rund um Willy Bogner wieder auf Kurs kommen. Die
Negativschlagzeilen der letzten Wochen haben Spuren hinterlassen. Jetzt
versucht das 21-köpfige Team gegenzusteuern: Erst gab es mit prominenten
Botschaftern, unter anderem den bayrischen Volkshelden Rosi Mittermaier und
Christian Neureuther, eine Promotion-Tour, vergangene Woche wurden dann
stolz neue "Freunde der Bewerber" präsentiert: fünf Kleinsponsoren, die
sich mit je 30.000 Euro an der Olympia-Bewerbung beteiligen, die insgesamt
rund 30 Millionen Euro kostet. Der verbliebene zweite Geschäftsführer neben
Bogner, Bernhard Schwank, sagte dazu: "Die Unterstützung der Bewerbung
durch den Mittelstand ist von besonderer Bedeutung, sowohl ideell als auch
finanziell."
Einer dieser Kleinsponsoren, die Firma Drees & Sommer, koordinierte bereits
den Neubau der Skisprungschanze in Garmisch-Partenkirchen. Bei einer
erfolgreichen Bewerbung müsste im Ort noch eine zusätzliche Normalschanze
gebaut werden. "Wir behalten uns natürlich vor, uns zu bewerben", sagte
eine Sprecherin der Firma. Aktuell sorgt allerdings immer noch die bereits
fertiggestellte Großschanze im Ort für Diskussionen: Deren Neubau kostete
mehr als doppelt so viel wie ursprünglich konzipiert. So hat allein der
Markt Garmisch-Partenkirchen für das Projekt mindestens 10 Millionen Euro
mehr zu tragen als geplant - Wasser auf die Mühlen der Olympiagegner.
3 Apr 2010
## AUTOREN
Sebastian Kemnitzer
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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