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# taz.de -- Kommentar Knauserigkeit der Kirche: Kalt und abweisend
> Die Arroganz muss den Kirchenoberen ausgetrieben werden durch die Scham
> vor ihrem eigenen Versagen und dem Versagen in ihren Bistümern.
Bild: Warme Worte, aber kein Geld: Bistum Essen.
Es ist ganz einfach und war auch zu befürchten: Beim Geld hört die
Freundschaft eben auf. Da zeigt sich die katholische Kirche angesichts der
Fälle sexuellen Missbrauchs reuig, wie es sich gehört für eine christliche
Glaubensgemeinschaft. Da verspricht sie den Opfern Hilfe bei nötigen
Psychotherapien. Doch wenn es konkret wird und die Geschädigten Kosten
geltend machen wollen für therapeutische Maßnahmen, die die Kirche selbst
nicht kontrollieren kann - da wird die allein selig Machende plötzlich so
kalt und abweisend, wie sie auch sein kann und allzu oft ist. Es könnten ja
ein paar tausend Euro in falsche Hände gelangen. Wie schäbig!
Das zeigt, was die katholische Kirche eben auch ist: ein Laden von
Kirchenbeamten, denen - bis auf Ausnahmen - die Größe fehlt, über ihren
eigenen Tellerrand hinauszuschauen und auch schmerzhafte Verantwortung zu
übernehmen. Ein Tiefpunkt dieses absurden Kreisens um sich selbst, ja der
höfischen Speichelleckerei war die eklige Solidaritätsadresse an den Papst
in der Ostermesse auf dem Petersplatz. Da versicherte der Dekan des
Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, das Volk Gottes werde auf das Geplapper
über den Missbrauchsskandal nicht hören. "Die ganze Kirche ist mit Ihnen",
sagte er dem Papst.
Solange in der Hierarchie der Kirche ein solcher Geist herrscht, ist fast
zu hoffen, dass der Missbrauchsskandal die Kirche noch lange durchrüttelt.
Nur so kann ein Lerneffekt eintreten, dass das Kirchenvolk mehr ist als das
klatschende Publikum, das die Bischöfe beizeiten so gerne hören. Die
Arroganz muss den Kirchenoberen ausgetrieben werden durch die Scham vor
ihrem eigenen Versagen und dem Versagen in ihren Bistümern. Die Übernahme
von Kosten für Therapien und Entschädigungen kann für diesen Lerneffekt
sehr hilfreich sein.
9 Apr 2010
## AUTOREN
Philipp Gessler
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