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# taz.de -- Neubau für die Topographie des Terrors ist fertig: Neues Museum am…
> Im Mai wird der Neubau des NS-Dokumentationszentrums eröffnet. Die
> Besucher treffen auf ein neues Haus und ein neues, umfassendes
> Ausstellungs- und Nutzungskonzept. Kritik am Bau geht weiter.
Bild: Fast fertig: Der Museumsbau auf dem Gelände der Topographie hinter Reste…
Bagger machen sich draußen mit schwerem Gerät über letzte Erdarbeiten her.
Drinnen hingegen sitzt schon fast alles an seinem Platz: Das neue Bauwerk
der Architektin Ursula Wilms für das NS-Dokumentationszentrum "Topographie
des Terrors" ist fertiggestellt, ebenso komplett ist das veränderte
Nutzungs- und Ausstellungskonzept.
"Wir haben die Ausstellung auf dem Gelände der Topographie des Terrors neu
konzipiert und in drei Schwerpunkte eingeteilt: die Geschichte des
NS-Terrors, des Ortes und dessen Auswirkungen auf die gesamte Stadt", sagte
Andreas Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, am Montag
bei einer ersten Führung über das Areal für Mitglieder des Berliner
Abgeordnetenhauses, den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und
Pressevertreter.
In gut vier Wochen, am 6. Mai 2010, wird Bundespräsident Horst Köhler das
wichtigste Museumsprojekt Berlins in diesem Jahr eröffnen. Damit endet ein
23 Jahre andauerndes Provisorium in der Stadtmitte ebenso wie ein langer,
heftiger Streit über ein festes Haus für die Topographie, über Kosten und
verschiedene Architektenentwürfe (siehe Kasten). Alice Ströver (Grüne) und
Brigitte Lange (SPD), beide kulturpolitische Sprecherinnen ihrer
Fraktionen, sprachen von "guten Ende einer unendlichen Geschichte und dem
erfolgreichen Kampf für das Projekt der Topographie", das einst mit
bürgerschaftlichem Engagement initiiert worden war.
Der alte "Ausstellungsgraben", erläuterte Nachama, wird nach seiner
Sanierung auch wieder Teil der Präsentation werden. "Doch wir zeigen hier
nicht mehr die Biografien der Täter und Nazischergen, sondern die komplexe
Geschichte des Ortes an der Wilhelmstraße, von dem der NS-Terror 1933
seinen Ausgang nahm." Von hier aus führt das neue Konzept die Besucher über
weitere 15 Open-Air-Stationen auf dem Gelände bis zum südlichen
Robinienwäldchen. Dort dokumentieren Tafeln und Bilder die Ausstrahlungen
der einstigen SS- und Gestapo-Zentrale auf das städtische Umfeld bis hinauf
zum Reichstag und seine spätere Nachkriegsrolle als lange vergessener,
"verdrängter" Ort Berlins an der Mauer.
Im Zentrum aber, auf 1.800 Quadratmeter Fläche in dem 25 Millionen Euro
teuren Neubau, soll die "NS-Terrorgeschichte in Deutschland und den
besetzten Ländern, sollen die Täter sowie deren Rolle nach 1945 stehen",
sagte Nachama. Dieses Kapitel zeigt die eindringlichsten Dokumente des
NS-Terrors: Fotos der Täter um SS-Chef Himmler, deren Mordpläne und brutale
Umsetzung in KZs, auf den Straßen Osteuropas oder in den eigenen
Folterkellern. "Es soll aber keine Ballung von grausamen Bildern gezeigt
werden", erklärte Nachama. "Die Ausstellung soll nüchtern gehalten werden,
wie es zu dem nüchternen Bauwerk passt."
Der eingeschossige Bau mit seiner grauen Metallfassade hält neben der
Dauerausstellung noch Flächen für Sonderschauen bereit. Die erste
Sonderausstellung wird sich dem "Eichmann-Prozess" vor 50 Jahren widmen und
viel mit den neuen visuellen Medien in der "Topographie" arbeiten. Nachama:
"Dieser Prozess war ja der erste, der vollständig gefilmt wurde." Ausgebaut
wird schließlich die wissenschaftliche Abteilung des
NS-Dokumentationszentrums im Souterrain des Hauses. Dort sind ein
Forschungszentrum, eine Bibliothek, Archive und Medienplätze untergebracht,
die um den Innenhof mit Wasserbecken gruppiert sind.
Während Wowereit das Haus wegen seiner "guten Funktionalität und
Transparenz" lobte, weinten auch am Montag ein paar Abgeordnete dem 2005
gekippten spektakulären Entwurf von Peter Zumthor nach. Dessen Planung für
ein Gebäude aus schlanken Betonstelen hatte 1994 den Bauwettbewerb
gewonnen, war aber an der Kostenexplosion auf schätzungsweise 60 Millionen
Euro und Realisierungsschwierigkeiten gescheitert. Sowohl Uwe
Lehmann-Brauns (CDU) als auch Oliver Schrouffeneger (Grüne) sprachen dem
Neubau nun eine eigene Architekturhandschrift ab, die mit dem Jüdischen
Museum mithalten könnte. Schrouffeneger äußerte gar Umbauabsichten -
"vielleicht schon in 5 Jahren".
13 Apr 2010
## AUTOREN
Rolf Lautenschläger
## TAGS
NS-Gedenken
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