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# taz.de -- Weißrussischer Blogger über Repressionen: "Ich will Absurditäten…
> Ich verdiene mit dem Bloggen kein Geld, sagt der weißrussische Blogger
> Viktor Malishevsky. Damit fällt auch ein wichtiges Druckmittel weg.
Bild: Viktor Malishevsky aus dem weißrussischen Minsk auf der Blogger-Konferen…
taz: Herr Malishevsky, Ihr Blog wird von den weißrussischen Medien so oft
zitiert wie kein anderer. Dennoch bezeichnen Sie sich als Antijournalisten.
Viktor Malishevsky: Der Blogger ist das Gegenteil eines Journalisten. Der
stellt seine Fragen einem Gegenüber und braucht Antworten. Ich stelle meine
Fragen ins Nichts. Meine Beiträge werden erst von der breiten Masse
beachtet, wenn sie von den Mainsteam-Medien aufgegriffen werden. Für
Journalisten sind kontroverse Blogbeiträge außerdem oft die einzige
Möglichkeit, über Themen zu berichten, an die sie sich sonst nicht
herantrauen würden. So können sie die Verantwortung auf die Blogger
abwälzen.
Stehen Journalisten in Weißrussland unter Druck?
Ein Gesetz bei uns erlaubt, ein Medium nach zwei Verwarnungen ohne
Gerichtsbeschluss zu schließen. Nichtstaatliche Zeitungen werden schnell
abgemahnt, sie müssen also ständig um ihre Existenz bangen.
Haben Sie als Blogger ähnliche Probleme?
Nein. Ich verdiene mit meinem Blog kein Geld, also fällt ein wichtiges
Druckmittel weg. Blogger werden hier viel weniger beachtet als
Journalisten. Es ist ein bisschen wie in der Sowjetunion. Damals sprach man
von der Küchenopposition: Die Leute saßen in der Küche und redeten über
Politik. Das war auch eine Möglichkeit, Dampf abzulassen. Doch in die
sowjetischen Küchen passten immer nur drei, vier Leute hinein. Wir Blogger
erreichen heute mehr Menschen.
Welche Themen aus Ihrem Blog sind besonders beliebt?
Alles, was mit Wirtschaft zu tun hat. Die Preise sind auf europäischem
Niveau, die Gehälter nicht. Auch mein Beitrag über das absurde,
weißrussische Existenzminimum war ein großer Erfolg. Da habe ich mir mal
ausgemalt, wie ein Ehepaar einkaufen geht. "Liebling, kaufen wir Socken für
mich?" - "Nein, Schatz, du hast erst vor drei Jahren ganze zwei Paar
bekommen."
Haben Sie als Blogger einen gewissen Einfluss auf die politischen Prozesse?
Wenn Blogger Einfluss haben, ist dieser sehr unterschwellig. Dennoch sind
die kleinen Kämpfe, die von Bloggern ausgetragen werden, sehr wichtig. Sie
zeigen der Bevölkerung, das man etwas tun kann. Mein persönliches Ziel ist
es, Absurditäten unserer Gesellschaft aufzuzeigen. Auch wenn das nicht viel
ändert, bringt es die Leute wenigstens zum Lachen. Und das macht wiederum
vieles erträglicher.
***
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23 Apr 2010
## AUTOREN
Alexandra Friedmann
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