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# taz.de -- Kommentar Mixas Rücktritt: Der Fehler im System
> Was hat Mixas Rücktritt mit dem von Margot Käßmann zu tun? Käßmann hätte
> weitermachen können und wollte nicht mehr. Mixa wollte um jeden Preis
> bleiben - und wurde gegangen.
Bild: Demut hat er nicht oft bewiesen.
Die katholische Kirche denkt anders: in großen Zeitabschnitten, am liebsten
in Jahrhunderten. Das Heute spielt keine große Rolle. Wenn also ein Bischof
zurücktritt, heißt das nicht, dass man sich Hoffnungen machen könnte, eine
historische Zäsur in der Institution zu erleben. Voraussichtlich wird sich
der Papst Zeit lassen, das Rücktrittsgesuch anzunehmen und den Posten neu
zu besetzen.
Auch wenn der Vergleich von Walter Mixas Rücktritt als Bischof mit dem von
Margot Käßmann als Vorsitzende der Evangelischen Kirche aufgrund ihrer
unterschiedlichen Positionen schwierig ist, lässt sich an ihm doch
erkennen, wie die katholische Kirche tickt und wo der Fehler im System
liegt. Käßmann ist zurückgetreten, weil sie sich selbst nicht mehr als
glaubwürdig empfunden hat -unabhängig von ihrer Position. Mixas öffentliche
Lüge und der Verweis seines Pressesprechers, die Prügelvorwürfe seien eine
Hetzkampagne gegen ihn, machen deutlich, dass die Frage der Glaubwürdigkeit
in der katholischen Kirche ganz anders gestellt wird. Nicht die Person ist
es, die Glaubwürdigkeit verkörpern soll, sondern es ist die Institution,
die um jeden Preis verteidigt werden muss. Und diese hat die Wahrheit für
sich gepachtet, per se.
In der evangelischen Kirche sind Amt und Person voneinander getrennt,
Käßmann wäre also in ihrer Position als Vorsitzende der Evangelischen
Kirche nicht verpflichtet gewesen, sofort zurückzutreten, nachdem sie
angetrunken am Steuer erwischt wurde. Sie tat es aus persönlichen Gründen.
In der katholischen Kirche hingegen verschmelzen Amt und Person, das Amt
des Bischofs vereinnahmt Mixa vollkommen. Er war offensichtlich der
Meinung, sein Platz in der Hierarchie mache ihn unangreifbar - und wenn es
nur um ein paar "Watschn" gegangen wäre, würde er das wohl heute noch so
sehen. Dass Mixa dann doch um seine Entlassung gebeten hat, ist zum einen
dem Druck seitens seiner deutschen Bischofskollegen geschuldet; zum anderen
der Kombination von Prügeln mit finanziellen Ungereimtheiten in der
Waisenhausstiftung Schrobenhausen während seiner Zeit als Stadtpfarrer und
Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung.
Entschieden ist damit nichts: In Irland haben nach Bekanntwerden des
Missbrauchsskandals sechs Bischöfe ihren Rücktritt eingereicht. Vier davon
hat der Papst bisher angenommen - und sich dabei eine Menge Zeit gelassen.
23 Apr 2010
## AUTOREN
Frauke Böger
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