# taz.de -- Streit in Kiew um russische Flotte: Rauchbomben im Parlament | |
> Die Ratifizierung des Vertrages über eine längere Stationierung der | |
> russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim löst im ukrainischen Parlament | |
> in Kiew heftige Tumulte aus. | |
Bild: Undurchsichtige Situation im Parlament von Kiew. | |
BERLIN taz | Chaos im ukrainischen Parlament: Bei der Ratifizierung des | |
Vertrages über eine längere Verpachtung von Stützpunkten auf der Krim an | |
die russische Schwarzmeerflotte ist es am Dienstag zu Tumulten gekommen. | |
Abgeordnete der Opposition warfen mit Eiern und Rauchbomben. | |
Parlamentspräsident Wolodimir Litwin flüchtete unter mehrere Regenschirme, | |
um sich vor den Wurfgeschossen zu schützen. Außerhalb des Gebäudes kam es | |
zu Schlägereien zwischen Befürwortern und Gegnern des Abkommens. | |
Trotz der widrigen Umstände stimmten 236 der 450 Abgeordneten für die | |
Verlängerung des Pachtvertrages bis zum Jahre 2042. Unmittelbar danach | |
verabschiedete das Parlament auch noch den Haushalt für 2010, verzichtete | |
jedoch auf die normalerweise übliche Aussprache. Der Haushalt ist eine | |
Voraussetzung für die Vergabe eines Zwölf-Milliarden-Kredites des | |
Internationalen Währungsfonds (IWF) an die Ukraine. Dessen ungeachtet | |
merkte Exregierungschefin Julia Timoschenko an, dieses sei ein schwarzer | |
Tag für die Geschichte der Ukraine und des ukrainischen Parlaments. | |
Die russische Schwarzmeerflotte, zu der derzeit rund 16.000 Soldaten und | |
mehr als 40 Schiffe gehören, ist seit dem 18. Jahrhundert im | |
Schwarzmeerhafen Sewastopol stationiert. Nach dem erklärten Willen des | |
früheren Staatspräsidenten Wiktor Juschtschenko hätte der Pachtvertrag 2017 | |
auslaufen sollen. | |
Sein Nachfolger, Wiktor Janukowitsch, sieht das jedoch anders. Bereits bei | |
seinem Antrittsbesuch in Moskau im vergangenen März und damit knapp einen | |
Monat nach dem Sieg bei der Präsidentschaftswahl hatte Janukowitsch | |
angekündigt, den Pachtvertrag für die Schwarzmeerflotte verlängern und ein | |
neues Kapitel in den Beziehungen zu Russland aufschlagen zu wollen. Als | |
Gegenleistung für die jetzt abgesegnete längere Stationierung der Flotte | |
senkt Russland den Preis für seine Gaslieferungen an den Nachbarn um 30 | |
Prozent. Das werde Moskau in den kommenden zehn Jahren zwischen 30 und 34 | |
Milliarden Euro kosten, rechnete Russlands Regierungschef Wladimir Putin am | |
Montag bei einem Besuch in Kiew vor. Gleichzeitig kündigte er an, die | |
Zusammenarbeit mit der Ukraine in den Bereichen Flugzeug- und Schiffbau | |
sowie der Erzeugung von Atomenergie auszubauen. | |
Doch auch auf einer andere Ebene scheint sich die Ukraine derzeit wieder | |
verstärkt dem großen Bruder zuzuwenden. So kündigte die Regierung an, dass | |
Vertreter russischer und weißrussischer Streitkräfte an der Siegesparade am | |
9. Mai aus Anlass des Jahrestages des Kriegsendes teilnehmen würden. Das | |
wäre das erste Mal seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991, dass | |
ausländische Truppen an diesem Tag in Kiew aufmarschieren. | |
27 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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