# taz.de -- Griechenland und Finanzmarktsteuer: Streit im Bundestag | |
> Die Stimmung zwischen Regierung und Opposition ist geladen. Die SPD wirft | |
> Merkel vor, erst zu handeln, nachdem schon alles lichterloh brenne. | |
Bild: Merkel habe zu lange gezögert, so die Opposition im Bundestag. | |
BERLIN taz | Quietschvergnügt war Thomas Oppermann nach der Rede von | |
Frank-Walter Steinmeier, so einen tollen Auftritt wie bei der Debatte um | |
das Hilfspaket für Griechenland hatte sein Tischnachbar und | |
SPD-Parteikollege im Deutschen Bundestag lange nicht mehr hingelegt. | |
Tatsächlich hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende Steinmeier sich zuvor | |
richtig in Rage geredet: "Die größte Belastungsprobe für die Europäische | |
Union" sei die aktuelle Situation, sagte er, und an die Kanzlerin | |
gerichtet: "Die Regierungserklärung war keine Werbung für eine breite | |
Unterstützung im Parlament." | |
Diese "breite Unterstützung" ist der Streitpunkt in dieser Politikwoche, | |
und kurz vor der Abstimmung am Freitag ist unsicher, ob auch die Opposition | |
der deutschen Beteiligung an den Krediten für Griechenland in Höhe von 22,4 | |
Milliarden Euro zustimmen wird. | |
Zwar bekannte auch Steinmeier, dass die SPD für das Rettungspaket sei, | |
jedoch kritisierte er Bundeskanzlerin Angela Merkel als in den vergangenen | |
Wochen zu unentschlossen. "Sie rufen jetzt nach der Feuerwehr, wo es schon | |
lichterloh brennt." Auch der Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin | |
sagte, das Zögern der Kanzlerin habe "Deutschland, Europa und Griechenland | |
viel Geld gekostet". | |
Merkel hatte zuvor in ihrer Regierungserklärung betont, "Europa steht am | |
Scheideweg"; es gehe um die Zukunft des Kontinents. Auffällig oft wurde | |
Merkels Rede von höhnischem Gelächter und Zwischenrufen unterbrochen - die | |
Stimmung zwischen Regierung und Opposition ist geladen. | |
Knackpunkt ist, was zusammen mit dem Hilfspaket in Sachen Bankenregulierung | |
beschlossen werden soll. Einigung scheint möglich beim Verbot von | |
spekulativen Leerverkäufen, dem Aufbau einer europäischen Ratingagentur und | |
der Regulierung von Hedgefonds. Strittig ist die Unterstützung einer | |
Finanzmarktsteuer, die SPD, Grüne und Linke als Kernforderung erheben. In | |
der Regierung lehnt die FDP sie rundweg ab. Dass Merkel in diesem Punkt auf | |
die Opposition zugehen wird, ist nach ihrer Rede vom Mittwoch | |
unwahrscheinlicher geworden: Sie verwies darauf, dass der IWF die Steuer | |
ablehne und eine Bankenabgabe empfehle. | |
Noch unklar ist, ob die verhärteten Fronten in dieser Frage tatsächlich | |
auch die Ablehnung der Opposition des Gesetzes bedeuten wird. Bis in den | |
Mittwochabend beriet die SPD über ihre Vorgehensweise. Als wahrscheinlich | |
gilt, dass die SPD am Ende zustimmen wird, wenn sich die Regierung in | |
Sachen Bankenregulierung bewegt. Nicht ausgeschlossen scheint auch, dass | |
die angestrebte gemeinsame Resolution ausfällt, dem Gesetz aber zumindest | |
zugestimmt wird. Denn Verantwortungslosigkeit möchte sich die SPD nicht | |
vorwerfen lassen. Dennoch, mit den Worten des bayerischen | |
Landesvorsitzenden Florian Pronold: "Eine Zustimmung ist schwieriger | |
geworden als am Anfang der Woche". | |
6 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Gordon Repinski | |
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